Schmutzige Tricks im Oval Office

Erfolge im Anti-Terrorkrieg der USA auf Bestellung

  • Wolfgang Eggert
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

»Pakistan für Bush - Überraschung im Juli?« fragte am 7. Juli die linksliberale New Yorker »New Republic« und erhielt jetzt Antwort.

In einer Umfrage von »ABC-News« und »Washington Post« war kurz zuvor Herausforderer John Kerry mit dem Präsidenten in der entscheidenden Frage gleichgezogen, wem die Wähler den Krieg gegen den Terrorismus eher zutrauten. Daraufhin entwickelte die Bush-Administration einen Plan, durch den das öffentliche Vertrauen in die Jagd auf Al Qaida wiederhergestellt werden sollte. Die Regierung hat im Frühjahr ihren Druck gegenüber Islamabad verstärkt, endlich zur Festnahme oder Tötung von Osama bin Laden, dessen Stellvertreter Ayman Al Zawahiri oder des Taliban-Führers Mullah Mohammed Omar zu kommen; die Genannten werden im durch Stammesfehden umkämpften, unkontrollierbaren Hinterland Pakistans vermutet. Eine Reihe hochrangiger Offizieller aus den USA - vom scheidenden CIA-Direktor George Tenet über Außenminister Colin Powell bis hin zu dem Chef der Gegenspionage im Auswärtigen Amt, Cofer Black - haben Pakistan in den vergangenen Monaten besucht, um General Pervez Musharrafs Regierung zu drängen, mehr für den »Krieg gegen den Terror« zu tun. Ein Offizieller, der unter Generalleutnant Ehsan ul-Haq, dem Leiter des pakistanischen Geheimdiensts Inter-Services Intelligence (ISI), arbeitet, informierte »The New Republic«, dass die Pakistaner »auf jeder nur möglichen Ebene instruiert worden seien, dass die Ergreifung bzw. Tötung höchstwertiger Ziele noch vor den USA-Wahlen ein absolutes Muss darstelle« - selbst mit konkretem Zeitfenster: »Die letzten zehn Tage im Juli sind immer wieder genannt worden.« Während der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Sean McCormack, dementierte, insistierte der ISI-Funktionär, ein Mitarbeiter des Weißen Hauses habe ul-Haq aufgetragen, dass »es das Beste wäre, die Arretierung oder Tötung eines höchstrangigen Ziels am 26., 27. oder 28. Juli bekannt zu geben« - was exakt auf den PR-trächtigen Wahlkonvent der Demokratischen Partei in Boston fiel. Am 29. Juli meldete die Presse tatsächlich, dass Pakistan ein Top-Führungsmitglied von Al Qaida verhaftet habe, Ahmed Khalfan Ghailani, der von den USA wegen verheerender Anschläge auf ihre Botschaften in Tansania und Kenia gesucht wurde. Diese Verhaftung erregte höchstes Aufsehen, da Pakistan zuerst den US-Nachrichtenkanal CNN von dem Coup unterrichtet hatte - drei Stunden bevor die landesweit mit Spannung erwartete große Rede John Kerrys vom Demokratischen Wahlkonvent live übertragen wurde, ebenfalls auf CNN. Sollte das Oval Office bei diesem Coup tatsächlich Regie geführt haben, dann fiele der faule Apfel nicht weit vom Stamm. Hatte doch Bushs Vater seine Hand in einer ähnlichen Affäre im Spiel, die als »Oktober-Überraschung« bekannt wurde. 1977 durch den frisch gebackenen demokratischen Präsidenten Jimmy Carter vom Posten des CIA-Chefs verdrängt, war der Senior vom republikanischen Herausforderer Ronald Reagan als Vizepräsidentschaftskandidat ins Boot geholt worden. 1980 wirkte er hier durch seine guten Geheimdienstkontakte an führender Stelle für den so genannten Iran-Contra-Deal, durch den seinerzeit die Befreiung von US-Geiseln in Iran absichtlich blockiert wurde - um Carter die Wiederwahl zu verbauen. Schließlich wurden die Geiseln ausgerechnet am Tag von Reagans Amtseinführung befreit. Einige der damaligen Akteure residieren heute wieder im Weißen Haus, darunter der Chef des Nationalen Sicherheitsrats für Budgetfragen, Elliott Abrams, Vizeaußenminister Dick Armitage oder Vizepräsident Dick Cheney. Insider befürchten nun, dass das Bush-Team in seinem verzweifelten Kampf um einen erneuten Einzug ins Weiße Haus noch weitere schmutzige Tricks in der Hinterhand hält. So warnte CIA-Veteran Ray McGovern, der 27 Jahre für die »Agency« gearbeitet hat, kürzlich in einem Interview mit dem alternativen Radio- und TV-Programm »Democracy Now«, dass diese Administration zu illegalen Methoden greifen werde, um sicherzustellen, dass es vier weitere Amtsjahre für George Bush gibt. In dieses Bild passt auch die Behauptung, dass es mit Sicherheit einen Terrorschlag vor den Wahlen geben werde. Es scheint, dass Bushs Mannen selbst einen Notfallplan aus dem Hut zaubern könnten. So meldete »Newsweek«, dass die Regierung eine Gesetzesnovelle auf den Weg bringen wolle, nach der bei einem größeren Anschlag vor den Wahlen der Urnengang komplett aufgehoben werden könnte. Entsprechende...

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