- Kultur
- „Santa Clause“ von John Pasquin
Frohes Fest
Alle Jahre wieder treiben die Weihnachtsmänner amerikanischer Provenienz auch auf den hiesigen Kinoleinwänden ihr dickbäuchiges Unwesen. So auch natürlich dieses Jahr. Das verheißt - vor allem unter der Flagge der Walt-Disney-Studios - nicht unbedingt Gutes, doch Obacht: Pasquins Santa-Claus-Spektakulum ist eine wirklich schöne Bescherung.
Der amerikanische Fernsehkomiker Tim Allen gibt hier sein Bestes, und das allein ist schon ganz schön viel. Sein überaus satirisch hingerotzter Scott Calvin (= Santa Claus) ist ein wahres Prachtexemplar von Identifikationsfigur: geschieden, zynisch und längst schon von dem Glauben verlassen, daß es einen Weihnachtsmann gibt. Derartige Weltanschauung trübt natürlich nicht nur das ohnehin schon arg gestörte Verhältnis zur Ex-Ehefrau, sondern auch zum Sohnemann, der mit dem nicht gerade geliebten Pappi ausgerechnet das Weihnachtsfest verbringen muß, derweil es Mutti mit ihrem neuen Lebensabschnittsgefährten begehen will.
Doch just, als der Vater dem Sohn endgültig die Existenz des Weihnachtsmannes ausreden will, fällt dieser vom Hausdach und ist mausetot. Als der Papa dem Drängen seines Sprößlings nachgibt, die Weihnachtsmannklamotten anzieht und den auf dem Dach stehenden Rentierschlitten (agraah!) besteigt, ist alles zu spät: Denn nun tritt die titelgebende Santa-Klausel in Kraft, die besagt, daß er hinfort tatsächlich der Weihnachtsmann sein wird...
Die oftmals ganz und gar nicht weihnachtlichen sarkastischen Witze steigern sich parallel zu seinem behende wachsenden Körperumfang, und vor lauter Lachen bemerkt der Betrachter unter Umständen die handelsübliche hollywoodeske Kitscheinlage mit Zeigefingerbotschaft gar nicht mehr. Die Ausstattung des Weihnachtsmannreiches am Nordpol übrigens wäre allein schon das Eintrittsgeld wert. Fazit: Schrill, schräg und immens unterhaltsam.
CARL ANDERSEN
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