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Gleiche Spielräume und kürzere Wege

In Kitas von MITTE halten freie Träger Einzug / Skepsis bei Betroffenen ist gewichen

  • Lesedauer: 2 Min.

Was in anderen Berliner Bezirken unter Vorgabe von Haushaltszwängen und auf Kosten von Erzieherinnen und Kindern oft schon im Schweinsgalopp über die Bühne ging, beginnt sich in Mitte gerade erst durchzusetzen: der Einzug freier Träger im Kita-Bereich.

Zur Eröffnung einer Podiumsdiskussion in der Kongreßhalle am Alexanderplatz am Mittwoch abend unterstrich die zuständige Stadträtin für Jugend, Familie und Kultur, Eva Mendl (PDS), die Richtigkeit dieses Weges: Niemand sei zum Wechsel der Trägerschaft gezwungen worden - etwas, was für Erzieherinnen und Eltern auch in Zukunft gel-

ten soll. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe hätten Bezirksamt, Jugendhilfe- und Elternausschuß, Personalrat, Erzieherinnen und interessierte freie Träger gut anderthalb Jahre die Weichen für den „sanften“ Trägerwechsel gestellt.

Zwei Dinge fielen im Verlauf der Diskussion auf. Zuerst: Die Skepsis, Kitas in freier Trägerschaft wären unsicherere Betreuungsstätten für die Jüngsten, ist der Gewißheit gewichen, daß sie - entsprechend der Landeshaushaltsordnung und des Kinder- und Jugendhilfegesetzes - in Ausstattung und Angeboten, also den Spielräumen in Betreuung und Erziehung, den kommunalen Kindertagesstätten gleichge-

stellt sind. Und für den Crashfall ist garantiert, daß die Kita in den nächsten 10 Jahren von der Kommune zurückgenommen werden muß.

Zweitens: Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, daß freie Trägerschaft durch vergleichsweise kürzere Wege un'd Wegfall verwaltungstechnischer Richtlinien vielfältiger und spannender in den Angeboten sein kann. Dr. Schirmer von Fröbel e.V führte aus, daß er als freier Träger mit der Kita-Führung keine Gewinnmöglichkeit verbinden dürfe und wolle, sondern in der Kita einen Multiplikator für andere soziale Hilfsangebote sieht. Noch ein Stück wissenschaftlicher hatte es Herr Pieper vom Pfefferwerk, der die „gemein-

wesenbezogenen Synergieeffekte“ nannte, die für Kitas in freier Trägerschaft wirksam werden.

Ob der vom Träger zu leistende zehnprozentige finanzielle Eigenanteil wirklich in diesem Sinne wirksam oder aber als Alibileistung sowieso schon vereinsintern existierender Projekte abgehakt wird, muß freilich die Praxis zeigen. Das Dutzend gegenwärtig noch an Kitas in Mitte interessierte Träger wird sich auf eine intensive Prüfungsphase einstellen müssen. Und die plurale Trägerstruktur sollte auch weiterhin behutsam und freiwillig „von unten“ entstehen - so der Tenor der Veranstaltung.

ANDREAS GERLOF

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