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Scharfmacher

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn schon nicht der Lohn, sollte zumindest ab und an das Brot stimmen. Dachte sich Micha Schulze, schwuler Journalist und Buchautor, und futterte sich durch die Republik. Das Ergebnis: „Scharfmacher“, das erste Kochbuch für Schwule.

Aus einer Reise ins Schlaraffenland wurde allerdings nichts, wenngleich sich Autor und Fotograf an unzählige Tische von Promis aus der Schwulenszene, Politikern und „Schwulenmuttis“ setzten. Denn Schwule können einfach nicht kochen. Oder wollen es nicht. Charlotte von Mahlsdorf brauchte einige Stunden, um das passende Schürzchen für den Koch-Akt zu finden, die angekündigten Pellkartoffeln mit Quark allerdings blieben roh. Schwulenbeauftragter bei der Polizei Heinz Uth ließ mit seinen Rotkohlrouladen das Wasser im Munde zusammenlaufen, aber das fertige Gericht sogleich in der Tiefkühltruhe verschwinden. Berlins bekanntester schwuler Krimiautor, Frank Goyke, posierte mit frischem Spinat, um dann heimlich den abgepackten aus dem Kühlregal in den Topf zu schmeißen. Ehrlich war wenigstens Hella von Sinnen und lud an die Frittenbude. So lebt das schwule Kochbuch neben Rezepten vor allem von Glossen, witzigen Erzählungen und spannenden Essays. Das „Frühstück danach“ wird serviert, „Pariser und Wiener“ verraten, daß die Lust beim Essen kommt, das erste Ma(h)l sollte besonders lecker sein.

Leider muß mit dem Nachköcheln noch gewartet werden. Der herausgebende Bruno Gmünder Verlag hatte die für den Herbst angekündigte Buch-Suppe versalzen und auf das nächste Jahr verschoben. Bei der trotz allem stattgefundenen Lese-Probe im „Büchercafe Adam“ in der vergangenen Woche mußte dennoch niemand hungern. Mirko Adajj|„jLphaber des Laders und erster offen schwul lebender CDII-Parlamentarier, wartete; mit Stampfkraut auf. Vielleicht mit ein wenig zu viel Speck. Aber das bleibt zu verkraften, denn Schwule laden sich sonntags meist zu Mutti ein. Die kocht bekanntlich am besten und steckt die Reste dem Sohne heimlich in den Rucksack.

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