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Eine Lektion Geschichte

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Ort Borislaw, durch den wir fahren, schwamm einst buchstäblich auf öl. Deshalb mußten die Straßen auf Holzbohlen gebaut werden. Heute sprudelt der Reichtum spärlicher aus der Erde. Erst waren es die Polen, dann - zu Besatzungszeiten - die Deutschen, die die ölfelder ausbeuteten. Und die Sowjetmacht zapfte weiter daran. Die Förderanlagen, in den 20er Jahren er-

richtet, funktionieren immer noch. Einige arbeiten nur stundenweise; Pausen sind nötig, damit das öl wieder nachsikkern kann. Bei einem ukrainischen Jahresverbrauch von 50 Millionen Tonnen liegt die eigene Ausbeute bei 5 Millionen. Die Erschließung neuer Gasfelder vor der Krim soll die Ukraine von russischen Einfuhren unabhängiger, politisch weniger erpreßbar machen.

Auf dem Weg nach Drohobytsch stoßen wir überall am Straßenrand auf neue Gedenkstätten ukrainischen Unabhängigkeitskampfes. Nationalisten aus dem Umfeld der UPA (Ukrainische Aufstandsarmee), die einst nicht nur gegen die Deutschen, sondern auch gegen Polen und bis in die 50er Jahre gegen die Sowjetarmee gekämpft hatte und heute wieder paramilitärische Einheiten unterhält, haben diese Erinnerungsstätten errichtet. Den Waldweg zur Gedenkstätte in Broniza müssen wir allerdings suchen. Hier wurden 10 000 Juden erschossen: von deutscher Schutz- und Bahnpolizei und ukrainischer Miliz.

Fünfzig Jahre später ließ ein ausländischer Sponsor, dessen Eltern hier erschossen wur-

den, zehn riesige Betonsärge in den Waldboden gießen. Ein elftes Grab wurde als Grube belassen. Und auf dieses hatten es Räuber abgesehen, als sie im Frühjahr mit einem Traktor auf der Suche nach vermeintlichen Wertgegenständen anrückten.

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