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Gutes Konzept: Arbeiten und Erholen auf einem Hof

Der „Rote Adler“, den die Fischerei Köllnitz e.G. jetzt erhielt, flog der Genossenschaft nicht einfach so zu

  • Lesedauer: 4 Min.

Vor kurzem erhielt die Fischerei Köllnitz e.G. Groß Schauen für ihren frischen Zander das begehrte brandenburgische Qualitätszeichen, den „Roten Adler“. Die „Köllnitzer Fischerstuben“ wurden zudem gerade mit dem 1. Platz im Landkreis Oder-Spree beim Wettbewerb „Brandenburger Landgasthaus - Brandenburger Gastlichkeit“ ausgezeichnet. Doch der Erfolg fiel den Groß Schauenern nicht in den Schoß, und als sie vor fünf Jahren anfingen, ihr ehrgeiziges Projekt, das Produktion und Erholung miteinander verbindet, in Angriff zu nehmen, haben viele nur mitleidig gelächelt. Heute sagen die Groß Schauener: Neid muß man sich hart erarbeiten.

Aale, Forellen, Zander, Hechte und natürlich Karpfen wachsen im Groß Schauener See, der sich direkt an das Betriebsgelände der Fischerei Köllnitz e.G. anschließt, dank guter Bewirtschaftung durch die Fischer prächtig heran. Das wußten die Fisch-Gourmets schon lange. Doch zu DDR-Zeiten wurde der Fang vollständig dem Handel zur Vermarktung übergeben. 1991 nahmen die Groß Schauener Fischer ihr Geschick in die eigenen Hände, kauften als erstes zwei Räucheröfen und richteten einen Laden ein. Aus dem ehemaligen Sozialgebäude der 1956 gegründeten Fischereigenos-

senschaft wurde eine Gaststätte, in der Wilhelm Dietrich, der lange Jahre Vorsitzender der Genossenschaft war, endlich wieder zeigen konnte, daß er mehr vom Fisch versteht, als diesen zu fangen. Denn Dietrich kann auf eine solide Ausbildung als Koch verweisen. Schon bald hatten sich sein Zanderfilet mit Mandeln oder sein Karpfen im Schlafrock herumgesprochen.

Der Gedanke, Produktion und naturverbundenen Tourismus miteinander enger zu verknüpfen, nahm immer konkretere Formen in der Genossenschaft an. Ein Fischrestau-

ränt sollte entstehen, eine Pension, Spielplatz und eine Ökomeile vom Fischerhof zu einem nahegelegenen Aussichtsturm im Naturschutzgebiet, in dem Groß Schauen liegt. Und Vorsitzender Peter Witzke wußte auch sehr genau, daß er für die ehrgeizigen Pläne der Genossenschaft nicht nur Verbündete und eigenes Geld brauchte, sondern auch Fördermittel. Witzke und seine Mannen schafften es, gleich drei Ministerien für das Projekt zu begeistern - das für Landwirtschaft, für Umwelt und für Wirtschaft.

Fünf Jahre sind vergangen, einige der Träume sind längst verwirklicht, andere werden in der nächsten Saison für die Gäste nutzbar sein. Am 1. November des vergangenen Jahres öffneten die „Köllnitzer Fischerstuben“, ein Restaurant mit 73 Plätzen und einer Terrasse, von der aus man einen herrlichen Blick über den Groß Schauener See hat. Hier kann der Gast die leckersten Fischgerichte genießen, und natür-

lich kommen die meisten Flossentiere frisch aus dem eigenen See auf die Teller. Am beliebtesten sind Meister Dietrichs Zander- und Aalgerichte.

Vor dem Restaurant, gebaut im rustikalen Fachwerkstil, klappert ein Wasserrad. Es ist nicht nur dekorativ Das Rad, gefördert vom Umweltministerium, liefert pro Stunde 0,75 Kilowatt Strom. „Das ist zwar nicht viel“, so Witzke, „aber wir treten zumindest den Beweis an, daß man alternative Energiegewinnung betreiben kann.“

.Nach dem Essen kann man sich - sofern das Wetter es zuläßt - ein Ruderboot nehmen und die Kalorien auf dem See abarbeiten, man kann das aber auch, indem man einen Spaziergang zum Aussichtsturm unternimmt, von dem aus man einen weiten Blick über die Groß Schauener Seenkette und das Landschaftsschutzgebiet hat. Rechts und links des Weges zum Turm weisen Schilder auf Flora und Fauna der Region hin. Auch diese Maßnah-

me wurde durch das Umweltministerium gefördert.

Und bevor der Gast den Fischerhof in Richtung Heimat wieder verläßt, kann er sich noch frisch Geräuchertes mitnehmen, oder sich einen Fisch schlachten lassen. In großen Bottichen schwimmen Aale, (Neujahrs)Karpfen und Zander.

Bevor die nächste Saison beginnt, wird auch die Pension fertig sein. Reklame für ihren Hof müssen die Fischer längst nicht mehr selber machen, die machen die zufriedenen Gäste, die vor allem aus Berlin und der näheren Umgebung kommen.

Die Genossenschaft arbeitet inzwischen wirtschaftlich, heute gibt sie 24 Menschen eine Arbeit. Ist die Pension fertig, werden weitere Arbeitsplätze hinzukommen.

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