TV-Gag könnte zum Kontofiiller werden
Noch in diesem Jahr soll in Prenzlau Bier-Eis in Großproduktion gehen
Mit einer fast banalen Idee soll vielleicht noch in diesem Jahr der große Rubel rollen: mit Bier-Eis. Erfinder Kay Lottermoser sagte zu dem ursprünglichen TV-Gag: „Wir wollten die Biernation Deutschland mal so richtig rüberziehen.“ Lottermoser trinkt selber kein Bier. Die weltweite Reaktion auf die Kreation hat den Satire-Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) völlig überrascht. Zusammen mit Thomas Riedel versucht er in der MDR-Sendung „Einfach raus“ Trendsetting an der Grenze des Möglichen. Wie es scheint, haben die „MDR-Pappnasen vom Dienst“ (Lottermoser) diesmal unfreiwillig in die Zukunft investiert.
Keineswegs nur ein paar leichtgläubige „Fernsehkieker“ sind auf den neuen Stoff angesprungen. Family Frost, nach
den Worten seines Geschäftsführers Norbert Dahlhoff „mit 30 Prozent Marktanteil erfolgreichstes Eisverkaufssystem Ostdeutschlands“, zeigte sich fasziniert von den leckeren „Bierzapfen“, die der Hallenser Gastwirt Bernd Heibig am 3. Januar erstmalig für das Fernsehen und danach für seine überraschte Kundschaft in Kleinserien produzierte.
Außerdem hat Family Frost, wie der Name schon sagt, eine starke Familie in der Hinterhand mit der Milchhof Eiscreme in Mettmann als Mutter im Westen und der Uckermärker Milch GmbH Prenzlau als Tochter im Osten.
Das Prenzlauer Eiskremwerk gehört zu den modernsten Europas, hat drei der größten Rundgefrierer der Welt und kann täglich eine Mil-
lion Stieleis auswerfen. Zwei Drittel der Kapazität werden von Familiy Frost ausgelastet und in den 500 fahrenden, gelben Eisbuden bis in die abgelegensten Winkel der Landschaft verteilt.
„Man wundert sich, daß noch kein Bier-Eis auf dem Markt ist“, sagte Dahlhoff in Prenzlau, als er zusammen mit Laborexpertin Mariette Moldaner die ersten Versuche hinsichtlich Serienreife der Öffentlichkeit präsentierte. Ein Pils, ein Schwarzbier und ein Alkoholfreies hatten sich von den Prenzlauer Milchwerkern in Eiszapfen mit Stiel verwandeln lassen. Der Geschäftsführer der Uckermärker Milch, Kurt Thorhauer, mußte eingestehen, daß man vor einer ganz neuen Aufgabe stehe. Milchbestandteile enthalte das
Bier-Eis keine, aber zum Trost für die Landwirte sprach er von „Synergie-Effekten“ Die Vermarkter rechnen nämlich damit, daß der Bier-Eis-Markt durchaus nicht auf Kosten der Trinkmenge geht, sondern noch mehr Bier zum Absatz bringt. Bis dahin aber müssen laut Dahlhoff noch ein paar „Tricks aus der Eisküche“ den Zapfen den nötigen Schlemmergeschmack verleihen.
Und sollten die Bierbrauer mit ihrer Reinheitsfessel von 1516 ein Problem damit haben, würde Family Frost - ohne mit der Wimper zu zucken - auch ausländisches Bier durch den Gefriererjagen. Ohnehin haben sich die weitsichtigen Geschäftsleute die Weltvertriebsrechte an dem Patent gesichert.
HEINO HANDELMANN, ADN
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