Sicher scheint nur, dass 76 Menschen schrecklich starben

Abschuss, Bombe, technisches Versagen? Statt Antworten mediale Nebelwände

Nach Explosionen an Bord einer TU 154 am Donnerstag über dem Schwarzen Meer haben Such- und Rettungskräfte bislang 14 Leichen geborgen. Insgesamt sollen mit der Maschine der russischen Fluggesellschaft »Sibir-Airline« 76 Menschen geflogen sein.

Ob wenigstens diese Zahl stimmt? Man hörte auch bereits von 66 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern... Sicher ist, dass die TU 154 M als Charterflug vom Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv unterwegs war nach Nowosibirsk. Doch schon bei der Flugroute kommen Zweifel auf. Erst hieß es, die Tupolew sei im bulgarischen Burgas zwischengelandet und hätte Passagiere aufgenommen, deren Namen nicht auf der Passagierliste standen. Das dementierte die Flugsicherung in Varna. Dann erklärte eine »Sibir«-Sprecherin, die Maschine müsse vom Kurs abgekommen sein, denn man fliege auf dieser Route nicht übers Schwarze Meer. Wollte man den Aufmarschraum gegen Afghanistan meiden? Kaum dass die Unglücksnachricht verbreitet wurde, mutmaßte man in Israel, dass eine Bombe an Bord gewesen sein müsse. Der Terrorgedanke passt in Zeit und menschliche Befindlichkeit. Umgehend wurde der Abflug-Airport für den Luftverkehr gesperrt. Dann besann man sich auf die Folgerungen und darauf, dass der Ben-Gurion-Flughafen die schärfsten Sicherheitskontrollen der Welt hat. Fast zeitgleich beriefen sich US-Medien auf Infrarot-Aufnahmen eines US-Spionagesatelliten. Danach hätte das ukrainische Militär in der Krim-Region eine Boden-Luft-Rakete gestartet und das Flugzeug irrtümlich abgeschossen. Die russische Schwarzmeer-Flotte bestätigte das - und wurde vom ukrainischen Verteidigungsminister Kusmuk zurechtgewiesen. Man halte zwar gerade ein Manöver ab, doch die eingesetzten Raketen verfügten über eine Selbstzerstörung, die aktiviert wird, wenn eine Rakete den Kurs verlässt. Was aber, wenn bereits die Zielauffassung fehlerhaft und man überzeugt war, das Übungsziel anzugreifen? Auch dafür hat die Ukraine eine Erklärung: Ihre Raketen hätten nur eine Reichweite von rund 60 Kilometern - die in elf (oder neun?) Kilometern Höhe fliegende »Sibir«-Maschine sei nicht in Reichweite der 300 Kilometer entfernten Fla-Raketen-Batterien gewesen. Selbst wenn es stimmt, dass alte SA-5 Gammon (NATO-Code) »verfeuert« wurden, so ist deren Reichweite falsch angegeben. 60 Kilometer ist die minimale Schussentfernung, 300 Kilometer eine normale. Andere Quellen wissen von modernen S-300-Raketen. Russlands Präsident Putin, der seinen Geheimdienstchef und den Verteidigungsminister zu sich rief, um eine Ermittlungskommission zu bilden, vermutete umgehend einen »Terrorakt«. Später verwies der Keml darauf, man wüsste, wenn es ein ukrainischer Fehlschuss war. Schließlich habe man Manöverbeobachter entsandt. Mit keinem Wort erwähnte jemand, ob es stimmt, was rumänische Militärs wissen wollen - nämlich, dass die Ukrainer französisches Militär zum Übungspartner haben. Auch NATO-Partner Türkei, der den Flug der Tupolew zumindest per Radar begleitet haben muss, meldet sich zu Wort. Wenn die Beobachtungen eines Kapitäns der Suchflottille stimmt, dann bekommt die Abschusstheorie neue Nahrung. Man fischte eine Flugzeugtür auf, die »Einschusslöcher« hatte. Fla-Raketen zerlegen sich zumeist bei der Annäherung ans Ziel, um eine Schrapnell-Wirkung zu erzeugen. Auch die Bobachtung eines armenischen AN 24-Piloten, der nach der ersten Explosion eine zweite gesehen haben will, stützt diese V...

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