Eine feine Nase

Preis für Entdeckung molekularer Basis des Riechens

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Einen guten Riecher billigt man Menschen meist nur im übertragenen Sinn zu. Der Geruchssinn nimmt in der »zivilisierten« Gesellschaft eine eher untergeordnete Rolle ein. Umso erstaunlicher, dass die Enthüllung wesentlicher genetischer und molekularbiologischer Grundlagen des Riechens in diesem Jahr einen Nobelpreis wert war. Die beiden US-Forscher Richard Axel (58) und Linda B. Buck (57) erhielten für ihre bahnbrechenden Forschungen auf diesem Gebiet den Nobelpreis für Medizin.
Auch wenn der Mensch im Vergleich zu anderen Säugern einen recht bescheidenen Geruchssinn besitzt, vermag er doch Tausende Gerüche zu identifizieren. Wie das funktioniert, war allerdings gänzlich unklar. Sicher nur, dass es mit Hilfe der Nase geschieht und dass spezielle Moleküle in einem kleinen Teil der Nasenschleimhaut - so genannte Rezeptoren - dabei eine zentrale Rolle spielen. Nach eben diesen Molekülen suchten die beiden Forscher vor mehr als 20 Jahren, als Linda B. Buck Postdoc an Axels Labor im Howard Hughes Medical Institute an der New Yorker Columbia University war. Nachdem sie schon fast aufgegeben hatten, entdeckte Buck mit Hilfe einer gentechnischen Methode, die Axel entwickelt hatte, 1991 endlich eine ganze Familie von Genkandidaten, die für die Geruchsrezeptoren zuständig sein mussten. Axel und Buck fanden dabei heraus, dass etwa drei Prozent unserer Gene daran beteiligt sind, mehr als bei jedem anderen Sinnesorgan, das wir besitzen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im April 1991 im Fachjournal »Cell« (Bd. 65, Seite 175).
In dem Maße, in dem innerhalb der von Axel und Buck entdeckten Genfamilie konkrete Rezeptorgene identifiziert wurden - nach Auskunft von Hanns Hatt von der Uni Bochum sind es bisher erst drei menschliche und 10 bis 20 Ratten-Rezeptoren - fielen allerdings auch einige neue Dogmen. Für Axel und Buck gab es die Rezeptormoleküle nur in der Nase, Hatts Team fand auch bei Spermien welche. Hatt ist überzeugt, dass mit der »Cell«-Publikation von Axel und Buck die meisten konkurrierenden Modelle des Geruchssinns erledigt sind, zeigte sich im Gespräch allerdings auch erstaunt, dass der Preis bereits in ein...

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