Ein-Euro-Jobs unterschiedlich gefragt

Bei Abweichungen von Bezirk zu Bezirk ist die Vermittlungsquote insgesamt positiv

  • Christina Schultze
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Die Begeisterung von Berliner Langzeitarbeitslosen für die so genannten Ein-Euro-Jobs hält sich in Grenzen. Allerdings schwanken die Vermittlungsquoten nach Angaben örtlicher Arbeitsagenturen zwischen 10 und 90 Prozent. Vermisst wird vielerorts selbstständiges Bemühen, aus der zwangsweisen Untätigkeit herauszukommen. Die ersten Langzeitarbeitslosen nahmen Mitte September ihre Jobs auf. Eingesetzt sind sie vor allem in sozialen Projekten freier Träger, darunter bei der Betreuung von Senioren, Kindern und Jugendlichen. Bei einer Stunden-Vergütung von 1,50 Euro können sich die Betroffenen bis zu rund 180 Euro pro Monat zu ihrer Arbeitslosenhilfe hinzuverdienen. Bis zum Inkrafttreten des »Hartz-IV«-Gesetzes 2005 sind diese auf sechs bis neun Monate ausgerichteten »Arbeitsgelegenheiten« noch freiwillig. Der fehlende Zwang, so vermutet der Koordinator für den öffentlich-geförderten Beschäftigungsmarkt in der Agentur Nord, Harald Mederski, lässt Betroffene zögern. Von der Behörde, die Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau, Pankow und Reinickendorf betreut, wurden bisher 820 Menschen gewonnen. Sie begleiten Behinderte, arbeiten in Kultureinrichtungen und Schulen als technische Hilfskräfte. Der Sprecher der Agenturen Süd und Südwest, Uwe Mählmann, bemängelt geringe Eigeninitiative der Arbeitslosenhilfeempfänger. Anfang Oktober haben in Neukölln und Treptow-Köpenick 150 Männer und Frauen eine Beschäftigung angetreten, darunter bei der Laubentsorgung, Seniorenbetreuung oder »Reparatur« von Schulbüchern. Damit ist erst rund jede dritte Stelle besetzt. Noch schlechter sieht es im Einzugsbereich Südwest aus, der für Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg zuständig ist. Dort konnten erst für 10 Prozent der Plätze Bewerber gefunden werden. Um mehr Leute zu motivieren, bietet die Agentur Süd/Südwest jetzt Informationsgespräche für Gruppen an, bei denen Projekte vorgestellt werden. Noch können Betroffene sich etwas aussuchen, beschreibt Mählmann den Vorzug früher Entscheidung. Ab Januar müssten sie nehmen, was ihnen angeboten werde. Andernfalls drohten Abstriche beim Arbeitslosengeld II. Über geringes Interesse kann die Agentur Mitte, die sich neben dem City-Bezirk auch um Friedrichshain/Kreuzberg kümmert, nicht klagen. Einladungen der Behörde zu Gruppenveranstaltungen seien mehr Leute gefolgt als erwartet, sagt Sprecherin Bärbel Orphal. Allerdings kann sie keine Angaben machen, wie viele der derzeit 725 Angebote schon genutzt werden. Den Spitzenplatz bei der Vermittlung in Ein-Euro-Jobs nimmt die Agentur Ost ein, zu der Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg gehören. Von den 1300 bisher eingerichteten Plätzen seien bereits 90 Prozent belegt, sagt Sprecherin Ute Thiede. »Einige Skeptiker konnten wir jedoch nicht umstimmen«, räumt sie ein. Trotz der großen Unterschiede sieht die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg die Resonanz insgesamt positiv. Angesichts der kurzen Zeit seit dem Start der Ein-Euro-Jobs sei das Ergebnis zufriedenstellend, sagt Sprecher Olaf Möller. Weit mehr verspricht sich die Behörde jedoch für 2005. Dann sollen in Berlin für 124000 Langzeitarbeitslose rund 50000 gemeinnützige Jobs bereitgestellt werden. Auch die Bezahlung wird nach Angaben Möllers differenzierter sein als bisher. Dann können wie vom Gesetz vorgesehe...

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