Strategien gegen Kaufsucht

  • Marion Sonnenmoser
  • Lesedauer: 2 Min.
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an Kaufsucht. Wie Forscher der Universität Hohenheim und an der FH Ludwigshafen/Rhein herausgefunden haben, ist die Zahl der »Shopaholics« vor allem in Ostdeutschland gestiegen.Kurz nach der Wende war nur ein Prozent der Ostdeutschen betroffen. »Zehn Jahre später hatte sich ihre Zahl versechsfacht«, so die Forscher. Zwischen sechs und acht Prozent der Deutschen sind heutzutage akut kaufsüchtig. Hervorgerufen wird die Sucht unter anderem durch Werbung, Warenangebot und Marktwirtschaft, aber auch durch negative Erlebnisse oder Partnerschaftsprobleme. Typisch für die Kaufsucht ist, dass der Kaufakt wichtiger ist als die erworbenen Dinge.
Das Kaufen vermittelt Gefühle und Erlebnisse, die der Kaufsüchtige ansonsten entbehren muss: Aufmerksamkeit, Abwechslung, Bestätigung und Zuneigung. Mit der Zeit werden die Betroffenen danach süchtig und verlieren die Kontrolle über das Kaufen. Sie kaufen immer mehr, obwohl sie die Dinge nicht brauchen. Das Hochgefühl, das sich während des Kaufrauschs kurzfristig einstellt, wird abgelöst von Scham, Schuldgefühlen, Depressionen und schlechter Stimmung. Dazu gesellen sich Vorwürfe des Partners, Probleme mit den Banken und ein überzogenes Konto, mitunter auch ein hoher Schuldenberg.
Von Kaufsucht sind beide Geschlechter betroffen, Frauen jedoch häufiger als Männer. Das mag daran liegen, dass das Einkaufen eine ureigene Domäne von Hausfrauen ist und nicht-berufstätige Frauen zum Einkaufen generell mehr Zeit haben. Im Rentenalter verfügen jedoch auch Männer über viel Zeit, und spätestens dann erwischt es auch sie. Besonders beliebt bei kaufsüchtigen Männern sind Technikartikel, Autozubehör, Sportartikel, modische Accessoires, Antiquitäten und Computerzubehör. Frauen bevorzugen bei ihren Kauforgien hingegen Kleidung, Schuhe, Schmuck, Kosmetik, Lebensmittel, Bücher, Dekoration und Küchenartikel.
Kaufsüchtigen gelingt es oft über lange Zeit, ihre Sucht vor anderen geheim zu halten. Sie behaupten, besonders sparsam zu sein und bei günstigen Gelegenheiten auf Vorrat zu kaufen oder erklären, dass sie Geschenke besorgen. Kaufsüchtige schaffen es nur selten, alleine von ihrer Sucht loszukommen. Sie finden Unterstützung in Selbsthilfegruppen und bei Psychotherapeuten. Dort erfahren sie, wie es anderen mit diesem Problem ergeht und welche tieferen Ursachen ihre Sucht hat. Außerdem erlernen sie dort Techniken, mit denen sie ihr Verhalten kontrollieren können, etwa durch Meiden von Schlussverkäufen, durch tägliche Buchführung und durch Setzen von Limits. Um von der Sucht loszukommen, braucht es viel Geduld, Zeit und harte Arbeit an sich selbst.

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