»Mich loekte das pralle, das bunte Leben.«

ND-Foto: B. Lange

Die Wirkung der Literatur - so Erik Neutsch 1973 in einem Interview beruhe unter anderem darauf, daß der Autor selbst vom Leben fasziniert sei, daß er sich von ihm locken lasse. Das sei Voraussetzung dafür, daß er von den Dingen so erzählen könne, daß sie den Lesern bedeutsam, für ihr Leben wichtig erscheinen. Er selbst ist dieser Verlokkung zeit seines Lebens gefolgt: bei Nachtschichten in eisiger Kälte, im Wohnlager Buna bei der Einführung des Drei-Schicht-Systems, beim Studium technischer Probleme an der Hochschule Merseburg. Diese für ihn wichtige Art, Erfahrungen zu sammeln und dabei die Kompliziertheit und Widersprüchlichkeit des Lebens aufzuspüren, war einer der Gründe für Neutschs Erfolg als Schriftsteller Einen anderen sehe ich in seiner Fähigkeit, starke Charaktere zu gestalten, und zwar im Wechselspiel von historischen Erfordernissen und gesellschaftlichen Hemmnissen, von individuellem Lebensanspruch und pe...