»Die neuen Spiele sind schlecht«

Marion Renz bietet alte Klassiker an

Ramses und »Amun-Re«, »Re-Harachte« und ein gewisser »Ptah«: Was für den Normalbürger Hieroglyphen sind, das sind tatsächlich welche - und dennoch sind die kryptischen Namen einer Marion Renz wohl vertraut. Die gebürtige Leipzigerin (Jahrgang 1941) spezialisiert sich darauf, zusammen mit ihrem Mann Horst Alexander Renz im Münchner »Pharao«-Verlag populäre Spiele aus der ägyptischen Hochkultur neu herauszubringen. Während an diesem Wochenende die Messe »Spiel« bis zum 24. Oktober nach Essen lädt, hat Marion Renz dem ND-Mitarbeiter René Gralla erklärt, warum es sich lohnt, für Zeitvertreib mit Köpfchen etwas tiefer in der Vergangenheit zu graben.

ND: Frau Renz, Sie bieten mehrere tausend Jahre alte Klassiker wie »Ramses« an. Gibt es nicht genug neue Spiele?
Renz: Die neuen Spiele sind schlecht, das sage ich Ihnen frei heraus. Da kriegen Sie immer das Gleiche, die Abläufe sind austauschbar, allein das Thema wird gewechselt.

Oft drängt sich der Eindruck auf, als ob das bloß Variationen des Monopoly-Prinzips sind, mit Kaufen und Verkaufen
genau. Viele Berufs-Spieleerfinder schauen nur ab, die nehmen von dem Spiel was und von dem Spiel was.

Ihre Antwort darauf: Zurück in die Vergangenheit. Warum nun aber ausgerechnet vergessene ägyptische Spiele?
Ägyptologie ist schon immer unser Hobby gewesen. Wir finden die Kultur des Pharaonenreiches ungeheuer faszinierend. Auslöser war dann eine Pleite mit einem teuer gekauften modernen Spiel. Als wir das im Familienkreis ausprobierten, stellten wir fest, dass der Neuerwerb nichts taugte. Also sagten wir uns, das können wir selber besser machen. Und erinnerten uns daran, dass wir Bücher mit Abbildungen von ägyptischen Spielen besaßen, deren Regeln nicht überliefert worden sind. So sind wir auf die Gedanken gekommen, die Regeln zu rekonstruieren.

Sind Sie auch zu den Pyramiden gefahren, um in den Grabkammern zu stöbern?
Nein, nein (lacht). Aber wir sind natürlich in allen wichtigen Museen gewesen, zum Beispiel in Kairo: Dort gibt es das Spiel »Pharao«, und wenn man das Brett umdreht, ist das »Ramses« unten drauf.

Aber die Regeln dieser Spiele sind verschollen?
Total, hundertprozentig, nichts mehr ist da.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie die Regeln eines Spiels quasi nachdichten?
Anhaltspunkte liefert das ägyptische 21-Felder-Spiel. Immerhin weiß man, wie das funktioniert hat. Außerdem lassen wir uns davon leiten, wie die Menschen unter den Pharaonen gelebt haben. Wir passen die Spielpläne dem Alltag von einst an.

Das heißt konkret?
Vor allem kannten die Ägypter keine kriegerischen Spiele.

Dabei haben auch die Pharaonen viele Feldzüge unternommen.
Aber der Grundcharakter des Volkes war nicht kriegerisch. Die meiste Zeit haben sie friedlich gelebt, sonst hätten sie nicht die Pyramiden bauen und so viele Kunstwerke schaffen können.

Wenn auf dem Brett nicht symbolisch gekämpft wird: Wie sieht denn dann ein Spielziel nach Art der Ägypter aus?
Nehmen Sie »Pharao«. Da müssen Sie den Gegner in den Nil stoßen

klingt ziemlich aggressiv!
Gut, aber da haben wir noch ein Rettungsfeld, man kann ihn wieder aus dem Wasser ziehen

dafür gibt es Sonderpunkte?
ja, und der andere scheidet nicht aus.

Sie sind gelernte Damenschneiderin, Ihr Mann Bauingenieur. Trotzdem interpretieren Sie auf Ihre Art historische Spiele, vor denen Experten bisher ratlos dagestanden haben. Ist Ihnen jemals Geschichtsfälschung vorgeworfen worden?
Nein. Wir haben überhaupt noch nie eine schlechte Kritik gehabt. Im Gegenteil: Unsere Spiele sind sogar schon für Doktorarbeiten verwendet worden.

Wie geht's weiter, wenn Sie mit Ägyptens Spielerbe durch sind?
Im Moment suchen wir nach neuen Ideen. Vor zwei Jahren waren wir in China, haben im ersten Anlauf aber nichts gefunden. Wir müssen wieder nach China und durch die Bergdörfer ziehen.

Versuchen Sie doch mal, dem »Liubo« auf die Spur zu kommen. Die Chinesen halten das für eine frühe Form des »Xiangqi«, ihrer eigenen Schachversion. Wie das »Liubo«-Brett ausgesehen hat, ist bekannt; der Rest bleibt rätselhaft.
Ein interessanter Hinweis.

www.pharao-brettspiele.deND: Frau Renz, Sie bieten mehrere tausend Jahre alte Klassiker wie »Ramses« an. Gibt es nicht genug neue Spiele?
Renz: Die neuen Spiele sind schlecht, das sage ich Ihnen frei heraus. Da kriegen Sie immer das Gleiche, die Abläufe sind austauschbar, allein das Thema wird gewechselt.

Oft drängt sich der Eindruck auf, als ob das bloß Variationen des Monopoly-Prinzips sind, mit Kaufen und Verkaufen
genau. Viele Berufs-Spieleerfinder schauen nur ab, die nehmen von dem Spiel was und von dem Spiel was.

Ihre Antwort darauf: Zurück in die Vergangenheit. Warum nun aber ausgerechnet vergessene ägyptische Spiele?
Ägyptologie ist schon immer unser Hobby gewesen. Wir finden die Kultur des Pharaonenreiches ungeheuer faszinierend. Auslöser war dann eine Pleite mit einem teuer gekauften modernen Spiel. Als wir das im Familienkreis ausprobierten, stellten wir fest, dass der Neuerwerb nichts taugte. Also sagten wir uns, das können wir selber besser machen. Und erinnerten uns daran, dass wir Bücher mit Abbildungen von ägyptischen Spielen besaßen, deren Regeln nicht überliefert worden sind. So sind wir auf die Gedanken gekommen, die Regeln zu rekonstruieren.

Sind Sie auch zu den Pyramiden gefahren, um in den Grabkammern zu stöbern?
Nein, nein (lacht). Aber wir sind natürlich in allen wichtigen Museen gewesen, zum Beispiel in Kairo: Dort gibt es das Spiel »Pharao«, und wenn man das Brett umdreht, ist das »Ramses« unten drauf.

Aber die Regeln dieser Spiele sind verschollen?
Total, hundertprozentig, nichts mehr ist da.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie die Regeln eines Spiels quasi nachdichten?
Anhaltspunkte liefert das ägyptische 21-Felder-Spiel. Immerhin weiß man, wie das funktioniert hat. Außerdem lassen wir uns davon leiten, wie die Menschen unter den Pharaonen gelebt haben. Wir passen die Spielpläne dem Alltag von einst an.

Das heißt konkret?
Vor allem kannten die Ägypter keine kriegerischen Spiele.

Dabei haben auch die Pharaonen viele Feldzüge unternommen.
Aber der Grundcharakter des Volkes war nicht kriegerisch. Die meiste Zeit haben sie friedlich gelebt, sonst hätten sie nicht die Pyramiden bauen und so viele Kunstwerke schaffen können.

Wenn auf dem Brett nicht symbolisch gekämpft wird: Wie sieht denn dann ein Spielziel nach Art der Ägypter aus?
Nehmen Sie »Pharao«. Da müssen Sie den Gegner in den Nil stoßen

klingt ziemlich aggressiv!
Gut, aber da haben wir noch ein Rettungsfeld, man kann ihn wieder aus dem Wasser ziehen

dafür gibt es Sonderpunkte?
ja, und der andere scheidet nicht aus.

Sie sind gelernte Damenschneiderin, Ihr Mann Bauingenieur. Trotzdem interpretieren Sie auf Ihre Art historische Spiele, vor denen Experten bisher ratlos dagestanden haben. Ist Ihnen jemals Geschichtsfälschung vorgeworfen worden?
Nein. Wir haben überhaupt noch nie eine schlechte Kritik gehabt. Im Gegenteil: Unsere Spiele sind sogar schon für Doktorarbeiten verwendet worden.

Wie geht's weiter, wenn Sie mit Ägyptens Spielerbe durch sind?
Im Moment suchen wir nach neuen Ideen. Vor zwei Jahren waren wir in China, haben im ersten Anlauf aber nichts gefunden. Wir müssen wieder nach China und durch die Bergdörfer ziehen.

Versuchen Sie doch mal, dem »Liubo« auf die Spur zu kommen. Die Chinesen halten das für eine frühe Form des »Xiangqi«, ihrer eigenen Schachversion. Wie das »Liubo«-Brett ausgesehen hat, ist bekannt; der Rest bleibt rätselhaft.
Ein interessanter Hinweis.

www.pharao-brettspiele.de

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.