Ein Ausflug in Fontanes »Athen des Nordens«

Edinburgh glänzt durch eine schöne Altstadt und manch sonderbare Begegnungen

Europaweit gibt es wohl nur eine Burg, von der aus täglich außer sonntags Punkt 13 Uhr eine donnernde Salve abgefeuert wird. In der schottischen Hauptstadt Edinburgh können die Einwohner ihre Uhr danach stellen. Es lohnt sich, einen Trip in diese Stadt des Weltkulturerbes zu machen. Eine Stadt, die mit großen Namen wie Maria Stuart oder dem des Romanschriftstellers Sir Walter Scott verbunden ist. Theodor Fontane schwärmte vom »Athen des Nordens«. Unübersehbares Wahrzeichen ist die auf schroffen Felsen thronende tausend Jahre alte Burg. An ihrem östlichen Eingangstor steht James. Mit unermüdlicher Freundlichkeit kontrolliert er die Eintrittskarten. Trotz herbstlicher Temperaturen trägt dieser Mann traditionsgemäß einen schottischen Kilt, der einen Blick auf seine ansehnlichen Beine gestattet. Bei kostenlosen Führungen erfahren die Besucher alles über den uralten Krönungssitz schottischer Monarchen. Gezeigt werden auch die echten Kronjuwelen. Edinburgh besteht aus einer Neustadt und einer Altstadt, die zumeist durch Gärten und Parkanlagen voneinander getrennt sind. Die georgianischen aus Sandstein erbauten Häuser des 18. Jahrhunderts sind in strenger Schönheit gegliedert. Auf dem Boulevard, der Princess Street, lässt es sich auf einer Seite einkaufen, auf der anderen erstreckt sich der »Princess-Garden«, eine schöne Parkanlage, von der aus der Blick auf die faszinierende Skyline der Altstadt fällt. Dort befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten. Schlossabwärts führt die »Royal-Mile« direkt zum Palast Holyrood, der heutigen Residenz der Königin. In der Queens Galerie des Palastes wechseln ständig hochkarätige Ausstellungen. Auf dem Weg dorthin sind zahlreiche kleine Museen und Galerien, die »Whisky Heritage« und die »Camera Obscura« zu sehen. Direkt unter der königlichen Meile darf man sich einem Gruselerlebnis hingeben. »The Real-Mary Kings Close« lädt ein, in den Untergrund hinab zu steigen. 300 Jahre alte Geschichte wird hier erlebbar gemacht. Ein Labyrint von verborgenen Straßen, dargestellte dramatische Episoden, auch Geistererscheinungen, künden davon, wie das Leben in der von der Pest heimgesuchten Stadt im 17. Jahrhundert war. Man fühlt sich besser, wenn man anschließend das quirlige Treiben unter den Lebenden genießt, die kleinen Gassen durchstreift, staunend vor den grellbunt bemalten Fassaden einzelner Läden und Pubs stehen bleibt und sich vielleicht einen Whisky genehmigt, weil das einfach in Schottland dazu gehört. Am »Grassmarket« kann man sich noch einmal kurz eine Gänsehaut holen. Hier auf dem einstigem Handelsplatz fanden 1660 noch öffentliche Hinrichtungen statt. Heute beleben kleine Geschäfte und Restaurants die Szene. Wer gut Fisch essen möchte, sollte dieses in einem der netten und einfachen Lokale am historischen Hafen von Leith tun. Hier ankert auch die seit 1997 ausgemusterte Britannia, die ehemalige Yacht der Königin, die heute ein Museum ist. Der Eintritt zu den fünf Nationalgalerien im Stadtzentrum ist übrigens frei. Kostenpflichtig ist allerdings die bis zum 6. Dezember in der Royal Schottischen Akademie zu sehende Ausstellung »Das Zeitalter Tizians«. Auch Skurriles gibt es zu entdecken. Beispielsweise ein großes Denkmal für einen kleinen Hund. Bobby, der Hund eines Polizisten, wachte 16 Jahre lang am Grab seines Herrchens. Heute gehört das Denkmal für den treuen Hund zu den von T...

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