Schikanen gegen Schüler

Anti-Kriegs-Aktionen sollen trotzdem weitergehen

  • Andreas Schug
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Bündnis »Schüler und Schülerinnen gegen den Krieg« will seine Protestaktionen trotz angedrohter Sanktionen fortsetzen. Die Sprecherin des Bündnisses Leonie Redler sagte, dass niemand wegen der Teilnahme an den Protesten bestraft werden dürfe und sich das Bündnis gegen Einschüchterungsversuche zur Wehr setzen wolle. Am Montag seien einzelnen Schülern Strafanzeigen angedroht worden, weil sie zum »Schülerstreik« aufgerufen haben. Für Redler ein Anzeichen, dass die kriegsbejahende »Propaganda ihre Wirkung bei den Lehrern zeigt«.
Zurzeit wird vor allem gegen die Aufrufer vorgegangen. Der Leiter der John-Lennon-Oberschule (Mitte) Jochen Pfeifer will einen Verweis gegen zwei Schüler wegen »Störung des Schulfriedens« durchsetzen. Die an sich »ehrenhafte« politische Tätigkeit legitimiere keinen »Gesetzesbruch«. Pfeifer stützt sich auf ein Rundschreiben des Landesschulamtes von 1997. Der Sprecher der Senatsschulverwaltung Thomas John bestätigte gestern, dass die Lehrer darauf hinweisen sollten, dass die Teilnahme an der morgendlichen Demonstration verboten sei. Auch seien einzelne Aktivisten persönlich angesprochen worden. Die Demonstranten bekämen allerdings nur einen Eintrag der Fehlstunden. Bürgermeister Klaus Wowereit hatte es hingegegen bei Spiegel-online sogar gutgeheißen, dass sich die Schüler politisch artikulieren.
Gegen die stellvertretende Schülersprecherin der Lennon-Schule läuft nach Aussage von Thomas Pfeifer ein Misstrauensantrag, weil sie sich gegen die Mehrheit der Schülervertreter gestellt haben soll. Auch eine Schülerin an der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule (Lichtenberg) hat eine schriftliche Verwarnung erhalten, weil sie sich nach Interpretation der Direktorin als Schulsprecherin ausgegeben haben soll. An der Max-Born-Schule (Pankow) sind gestern vier Schüler zur Schulleitung gebeten worden. Sie sollten die Namen aller Lehrer nennen, die sie in den Unterricht gelassen haben, um die Demonstration anzusagen.
Die bildungspolitische Fraktionssprecherin der PDS, Siglinde Schaub, sagte gestern, dass Fraktion und Landesverband gegen eventuelle Repressalien von Seiten der Schulleiter angehen werden. Es sei »empörend«, dass viele Schulhöfe geschlossen wurden. Die Aktionen der Schüler zeigen laut Siglinde Schaub, dass diese nicht politikverdrossen seien. Auf Einladung des Bündnisses werde sie auch zu deren Treffen gehen.
30 Vertreterinnen und Vertreter von 11 verschiedenen Schulen hatten sich seit über zwei Wochen auf den »Tag X« vorbereitet. Sie werden nun dokumentieren, wie Schulleiter Druck auf Schüler ausgeübt haben, sagte Leonie Redler. Trotz aller Drohungen wollen sie weiter gegen den Krieg mobilisieren und rechnen damit, dass nach der Demonstration am Montag mit mindestens 3000 Teilnehmern nun noch mehr Schüler aktiv werden.


Bündnistreffen Freitag, 12. Oktober, 18 Uhr, Stiftung »Nord-Süd-Brücken«, Greifswalder Straße 33a. Infos unter Tel. 24723802

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