Brücken über die Oder
Lebuser Land soll deutsch-polnische Modellregion werden
Die Entdeckung des Lebuser Landes für den sanften Tourismus - unter diesem Motto fand im Oktober im polnischen Osno Lubuskie die Abschlussveranstaltung der »Europäischen Landschaft des Jahres 2003-2004« statt, ein Projekt der Naturfreunde Internationale.
Mit einem eigens eingerichteten Dampf-Nostalgiezug waren die Naturfreunde nach Polen gereist. Das sollte, nostalgisch verklärt, den nötigen Wiederaufbau eines regionalen Schienenverkehrs symbolisieren. Natur und Kultur werden als das Kapital der Region, als wichtigstes regionales Zukunftspotenzial betrachtet. Tatsächlich besitzt der Verkehr in den Vorschlägen und Forderungen, die im Rahmen der mehr als zweijährigen Laufzeit des Projekts »Lebuser Land« mit lokalen Vertretern erarbeitet wurden, einen besonderen Stellenwert. Das Abschlussdokument verlangt den Aufbau eines grenzüberschreitenden ökologischen und sanften Tourismus im gesamten Lebuser Land. In erster Linie geht es um die Querung der Oder durch weitere Brücken und Fähren. Der öffentliche Verkehr mit Bahn und Bus soll ausgebaut, stillgelegte Bahnstrecken könnten reaktiviert werden. Das berührt einen wunden Punkt bisheriger Politik. Die von der EU-Erweiterung erhoffte bessere Schienenverbindung blieb bisher aus, hat sich gar verschlechtert. Der Schienennahverkehr wird von der Polnischen Staatsbahn kaum gefördert und sogar eher ausgedünnt. Die Naturfreunde werden es also mit ihren Vorhaben nicht leicht haben. Dennoch sehen sie eine Chance, das Lebuser Land zu einer Modellregion des sanften Tourismus zu entwickeln und so auch zum Dialog über die polnisch-deutschen Beziehungen beizutragen. Mit dem Projekt »Natur- und Kulturwege« sollen bis Ende 2005 insgesamt zwölf grenzüberschreitende Themenrouten für Radfahrer und Wanderer erarbeitet und in einem noch größeren Projekt alle »Europäischen Landschaften des Jahres« über eine so genannte Freundschaftsroute quer durch ganz Europa verbunden werden. Auch hier spielt die Oder als natürliche Grenze eine große Rolle. So sollen eine Fähre zwischen Lebus und Nowy Lubusz sowie Fährbetriebe zwischen Gorzyca und Reitwein, Aurith und Urad und Klopot und Eisenhüttenstadt eingerichtet werden. Ein grenzüberschreitendes Radwandernetz ist geplant, wobei auch neue Routen auf nicht mehr genutzten Bahntrassen sowie auf befestigten Schutzdeichen und Dämmen entstehen könnten. Es wird spezielle Routen für Ornithologen sowie zu Schlössern, Burgen, Festungen, Palästen und zu Orten historischer Persönlichkeiten geben. Zum Wanderwegekonzept gehören auch attraktive Wasserwanderungen auf der Oder und anderen Fließgewässern. Natürlich sollen Touristen ihre Ausflugsziele möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Der regionale Schienenverkehr soll in Stand gesetzt, ein Verkehrsverbund geschaffen werden. Durch Fahrgastschifffahrt auf der Oder würde das »Lebuser Land» an Attraktivität gewinnen. Für all das gibt es schon gute Ansätze durch persönliche Freundschaften und Partnerschaften zwischen Kommunen und Verbänden, durch gemeinsame Veranstaltungen über die Grenze hinweg. Es wird an ein »Forum der Freunde des Lebuser Landes« gedacht, dem interessierte Gruppen, Verbände, Organisationen und Institutionen angehören könnten. Auf diese Weise könnte man auch den Politikern im Land Brandenburg wie in der Wojewodschaft Lubuskie »auf die Füße treten«, damit sie ein grenzüberschreitendes Konzept für die Grenzregion vorlegen. Das Lebuser Land, meinen die Naturfreunde, hat nur eine gemei...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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