Millionär kann vom Leder nicht lassen

Michael Kölmel mischt nach Aufhebung der Sportwelt-Insolvenz weiter im deutschen Fußball mit

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Totgesagte leben länger - auch Kinowelt-Gründer Michael Kölmel. Der Medienkaufmann ließ sich durch Insolvenzen, Untersuchungshaft und Bewährungsstrafe nicht umwerfen. Neben dem Filmgeschäft soll ihm weiterhin der Fußball Profit bringen.

Für Michael Kölmel sollen die Zeiten vorbei sein, in denen sein Name in einem Atemzug mit Vorwürfen der Untreue, des Betruges und der Insolvenzverschleppung genannt wurde. Zur Erinnerung: Im Juli wurde der 50-Jährige vom Amtsgericht München zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten sowie 326000 Euro Geldstrafe verurteilt. Mit dem relativ milden Urteil stand dem Neubeginn des Gründers der insolventen Kinowelt AG nichts mehr im Wege, zumal dieser in Leipzig längst gelungen war. Dort steht Kölmel seit Anfang 2003 zusammen mit zwei Geschäftsführern der Kinowelt GmbH vor, die mit Hilfe eines millionenschweren Kredits der Sparkasse Leipzig das Kerngeschäft der insolventen Kinowelt AG wieder übernahm. Auch in Sachen Fußball scheint Kölmel wieder obenauf zu sein. So ist er Bauherr und Betreiber des kürzlich eingeweihten Leipziger Zentralstadions. Auch wenn Kölmel dieser Tage mit einem Düsseldorfer Investor über den Verkauf des Areals verhandelt, dürfte finanziell sicher etwas beim promovierten Volkswirt und Mathematiker hängen bleiben. Gleiches soll allgemein für Kölmels Fußball-Liebe gelten. Am 9. November wurde nach über zwei Jahren die Insolvenz der Kinowelt-AG-Tochter Sportwelt aufgehoben, mit der Kölmel vor seinem finanziellen Kollaps bei 15 Vereinen eingestiegen war. Borussia Mönchengladbach (derzeit 1. Liga), Alemannia Aachen, Karlsruher SC, Dynamo Dresden, Rot-Weiss Essen (alle 2. Liga), Eintracht Braunschweig, Fortuna Düsseldorf, 1. FC Union Berlin (alle Regionalliga) und Waldhof Mannheim (Oberliga, Kölmel hält TV-Rechte) gehören noch immer zur »Kölmel-Liga«. Diese Vereine traten beispielsweise Vermarktungsrechte gegen Darlehen ab. Mit dem 1. FC Magdeburg, SSV Ulm, VfB Leipzig und Sachsen Leipzig existieren nach Insolvenzverfahren der Vereine keine Verträge mehr. Schon 2001 hatte sich Kölmel vom 1. FC Schweinfurt 05 getrennt. Beim FC Carl Zeiss Jena nimmt man an, die Rechte zurückerworben zu haben. Viele der zu dieser Zeit bis in die dritte oder vierte Spielklasse abgedrifteten Traditionsvereine bewahrte Kölmels Finanzspritze - deren Umfang liegt schätzungsweise zwischen 50 und 100 Millionen Euro - vor dem Ruin. Zurückgeflossen soll jedoch bislang wenig sein. »Dafür ist es noch zu früh. Ziel war es erst einmal, die Insolvenz der Sportwelt zu beenden. Auch die anderen Auffanggesellschaften haben lange ruhig gehalten«, meint Bianca Krippendorf, die als rechte Hand Kölmels gilt und gemeinsam mit ihm für das operative Geschäft im Sportbereich verantwortlich ist. Im Zuge der Insolvenz der Sportwelt sind die MK Medien, MK Sportmedien und MB Fußballbeteiligungs- und Vermarktungsgesellschaft entstanden, die Krippendorf als »Sportgruppe« bezeichnet. Mit den »Kölmel-Vereinen« sollen die Gesellschaften nun wieder Gespräche aufnehmen. Erstes Signal der zu erwartenden Aktivitäten ist eine Auseinandersetzung mit Dynamo Dresden. Kölmel, der eigenen Aussagen zufolge über sechs Millionen Euro in den Verein investiert haben will, erwartet von den Sachsen eine Rückzahlung von Darlehen und Einnahmen aus TV-Geldern in Millionenhöhe. Die Dresdner Vereinsführung ließ in einer Pressemitteilung vom 30. November verlauten, dass sie den Zeitpunkt der Rückzahlung des Darlehens von 3,6 Millionen Euro selbst bestimmen will. Zudem stellt Dynamo für während der Sportwelt-Insolvenz ausgefallene Zahlungen von 3,4 Millionen Euro Schadensersatz. Weiterhin zog der Dresdner Verein, der seit Freitag diesen Streit nicht mehr kommentiert, die Geschäftsanteile der Beteiligungsgesellschaften Kölmels ein. Kölmel ist deswegen entrüstet - zumal er Dynamo 2003 noch einmal eine Bürgschaft von 130000 Euro für den Erhalt der Regionalligalizenz aus seinem Privatvermögen zukommen ließ. Neben Dresden stellen sich auch andere Vereine quer. So sollen Düsseldorf und Braunschweig gegen die Aufhebung der Insolvenz der Sportwelt Beschwerde eingelegt haben, um Rückzahlungen zu entgehen. Andere Vereine wollen blechen, aber aus diversen Gründen klappt es nicht. Mönchengladbach kann nur im Falle der UEFA-Cup-Qualifikation gemolken werden. Mit Aachen will Bianca Krippendorf nächste Woche Gespräche führen. Kölmels Lieblingskind Union Berlin hat 13,2 Millionen Euro Schulden. Der Mäzen hat deshalb die Rückzahlung von über zehn Millionen Euro mal wieder gestundet. Kann sich Kölmel angesichts dieser Sorgen überhaupt noch am Fußball erfreuen? »Natürlich. Er sieht seine Investitionen langfristig. Und für Aachen, Karlsruhe und Dresden hat sich sein Engagement gelohnt«, meint Krippendorf. Die operative Erfolgsquote Kölmels ist also relativ niedrig. Dennoch kann der mi...

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