Mit Zloty in den deutschen Supermarkt
Einzelhandels-Kette im grenznahen Guben akzeptiert polnische Währung
Eine neue Geschäftsidee soll die gebeutelte Handelsbranche in Guben beflügeln: Polnische Kunden können mit ihrer eigenen Währung bezahlen.
»Drodzy Klienci!« (Werte Kunden), begrüßt ein neongelbes Plakat polnische Einkäufer am Eingang der Kaufland-Filiale im brandenburgischen Guben. Direkt unter den Wochenangeboten aufgehängt, informiert es darüber, dass das Warenhaus, das zur jüngst kritisierten Lidl&Schwarz-Kette gehört, an der deutsch-polnischen Grenze jetzt auch Zloty entgegennimmt. Allerdings nur Geldscheine, das Wechselgeld gibt's in Euro zurück. Damit nimmt die Kette in Deutschland eine Vorreiterrolle ein. Wanda und Marcin Walek nehmen das Angebot gerne wahr. In ihrem Einkaufswagen stapeln sich Waschmittelkartons, Spülmittel, Paprika im Glas und Kaffee. Das Ehepaar aus dem polnischen Gubin jenseits der Neiße erledigt in Deutschland alle zwei Wochen seinen Großeinkauf. »Bisher mussten wir immer erst in der Wechselstube unser Geld eintauschen. Jetzt ist das viel bequemer«, freut sich Wanda Walek. Sie liest regelmäßig die Werbeprospekte, die Kaufland mittlerweile auch auf der polnischen Seite verteilt. »Die Artikel sind nicht unbedingt preiswerter, doch die Qualität ist höher«, begründet Ehemann Marcin den regelmäßigen Einkauf auf der deutschen Seite. Andrea Kübler, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Supermarktkette mit Sitz in Neckarsulm, sieht die zwei Gubener Filialen von Kaufland als Vorreiter eines Konzeptes, das in Kürze auch in Frankfurt (Oder) umgesetzt werden soll. Grund ist der hohe Anteil polnischer Einkäufer im grenznahen Gebiet. »Auch Kunden aus Poznan kaufen bei uns regelmäßig«, sagt Gabriele Dolatta, Hausleiterin einer der Gubener Filialen. Da sei es doch nur kundenfreundlich, wenn das Unternehmen seinen polnischen Kunden den Einkauf, so gut es geht, erleichtere: »Schließlich ist es umgekehrt genauso. Kein Gubener muss für einen Einkauf in Gubin erst Euro in Zloty umtauschen.« Dorota Jagiella steht mit zwei Flaschen Wein an der Kasse. Sie hat am Abend Besuch, und Wein kostet in Polen mehr als das Doppelte. Auch bei Kosmetik-Artikeln hat sie zugegriffen: »Ohne das Umtauschen kann ich jetzt mehr Geld ausgeben als zuvor. Da kann ich auch mal spontan sein.« Sie lacht. »Obwohl das meinen Geldbeutel nicht unbedingt freuen wird.« Der Kaufland-Vorstoß bringt andere Geschäfte unter Zugzwang. So denkt der Discounter NKD ebenfalls über die Einführung des Zloty nach. Polnische Kundschaft sei wichtig, die Idee daher sehr interessant, sagt der Marketing-Beauftragte Tim Rogler. Der gebeutelte Gubener Einzelhandel zögert aber noch. Die meisten Verkäufer haben über die Möglichkeit, die Attraktivität Gubens für polnische Kunden zu steigern, noch gar nicht nachgedacht. Lediglich ein Sportgeschäft in der Einkaufspassage, an deren Ende die Grenze verläuft, erspart seinen Kunden von der anderen Neißeseite ebenfalls den Geldwechsel: »Für den Einzelhandel sieht es hier nicht rosig aus. Da sind wir auf jeden Kunden angewiesen - auch aus Polen«, sagt der dortige Geschäftsleiter Dirk Constantin. »Wir müssen uns für Neues öffnen, sonst macht hier bald alles dicht.« Constantin geht einmal wöchentlich über die Neißebrücke und tauscht im polnischen Gubin die eingenommenen Zloty in Euro um. Eine erfreuliche Nebenerscheinung: Wenn der Wechselkurs stimmt, hat er sogar ...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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