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Stadt verdrängt braune Vergangenheit

Hamburg Historiker beschreibt Rummel um Hitler Von Volker Stahl, Hamburg

  • Lesedauer: 2 Min.

Der »Führer« war ein gern gesehener Gast in der Hansestadt. Mindestens 33mal zog es Adolf Hitler in den Jahren von 1925 bis 1939 in die norddeutsche Metropole. Das hat der Historiker Werner Johe in dem Buch »Hitler in Hamburg« enthüllt. Der langjährige stellvertretende Leiter der »Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg« widerlegt damit die nach dem zweiten Weltkrieg verbreitete Legende, der Nazi-Chef habe die rote Hochburg an der Elbe gemieden wie der Teufel das Weihwasser.

»Kundgebungen mit Hitler waren ein bißchen wie ein Gottesdienst inszeniert«, sagt Johe. 120 000 Menschen bejubelten die Rede des Demagogen am 23. April 1932 bei einer Kundgebung auf der Motorrad-Rennbahn im Stadtteil Lokstedt aus Anlaß der bevorstehenden Bürgerschaftswahl. Johe beschreibt die Auftritte Hitlers, der nach Aussage des ehemaligen

Bürgermeisters Krogmann »immer sehr gern nach Hamburg« gekommen ist, unter Zuhilfenahme von Reden, Briefen und Zeitungsartikeln. Nach der Auswertung des Materials kommt er zu dem Schluß, daß die große Mehrheit der hanseatischen Bevölkerung dem Diktator »huldvoll folgte«. Als der neue Reichskanzler Hamburg am 17 August 1934 den ersten offiziellen Besuch abstattete, kannten die ihm entgegengebrachten Ehrerbietungen und Jubelstürme keine Grenzen, alle Kirchenglocken läuteten, Schiffssirenen heulten, Schulkinder standen Spalier

Die Stadt hat versucht, ihre braune Vergangenheit zu verdränge. Mit den Spätfolgen des gewollten Gedächtnisverlustes hat sich die Hamburger Politik, so Johe, noch heute herumzuschlagen: »Das beweist die Entscheidung, auf dem ehemaligen KZ-Gelände in Neuengamme eine Strafvollzugsanstalt zu errichten - frei nach dem Motto: Jetzt ist doch alles in Ordnung.«

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