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Brauner Hals, sauber gewaschen

  • Lesedauer: 2 Min.

Neonazis gehen mit »Feingefühl« auf Jagd nach Antifaschisten

Von Hans George

Tn Saarlouis wurden vor einigen Wochen Ljunge Antifaschisten beim Verlassen eines Infoladens von zwei stadtbekannten Angehörigen der Faschoskin-Szene fotografiert. Entgegen sonstigen Gepflogenheiten unterließen die Neonazis jede Anpöbelei. Dieser Vorfall dürfte eine Folge jüngster Anweisungen an die Naziszene sein, die Anti-Antifa-Aktivitäten nicht mehr so grobschlächtig zu betreiben. Von dem ganz rechts angesiedelten »Thule Netz« wurde Anfang Juni eine entsprechende Botschaft über das »Mailboxprojektfür Meinungsfreiheit« verbreitet.

Gefordert wird dabei von der Koordinierungsstelle, die von Thekla Kosche (Pseudonym Gothmag 99) geleitet wird, mehr »Feingefühl«. Die Veröffentlichung von Namen und Adressen »mit den entsprechenden Hinweisen«, z.B. in Form von Morddrohungen wie vor Jahren in der Publikation »Einblick«, wird als falscher Weg bezeichnet. »Es geht nicht darum, einzelne Personen zu bedrohen oder zu bestrafen«, heißt es in der umfang-

reichen Anleitung, die mit »Heil Euch« und der Feststellung beginnt: «Anti-Antifa geht uns alle an! Jeder kann sich daran beteiligen, Informationen über den politischen Gegner zu sammeln.«

Präzise wird auf »linke Drahtzieher und Anstifter« orientiert. »Das sind oft Lehrer, Sozialarbeiter, Journalisten, Erzieher und Studenten, oft Personen, die eine hohe Stellung in der Gesellschaft innehaben.« Die Sammlung von Informationen über die linke Szene soll dem Ziel dienen, »aktionsfreiräume für unser erfolgreiches Handeln zu schaffen und zu schützen. Es geht darum, unsere Kameradschaften vor Ort aufzubauen und zu betreuen.« Die gesammelten Daten »werden ausschließlich aktiven und vertrauenswürdigen Führungskameraden zugänglich gemacht, die damit verantwortungsvoll umgehen können.«

Dann werden präzise Vorgaben in Form eines »kleinen Fragekatalogs« zu linken Gruppierungen, ihren Mitgliedern, Treffpunkten, Aktionen gemacht. Informationen von entsprechenden Plakaten, Flugblättern, Aufklebern aus Kneipen, Schulen, Unis, Öko-und Reformläden sowie Jugendtreffs sollen in spezielle Sammelstellen geschickt werden.

Bislang ist nicht bekannt, daß sich die staatlichen Verfassungsschützer dieser rechten Schnüffelei angenommen haben. Das mag auch daran liegen, daß sich die Neonazis seit Neuestem als die Saubermänner der Nation gerieren. Im »Thule-Netz« heißt es entsprechend: »Weiterhin auf absolut positives Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit achten. Taten statt Worte. Jeder einzelne bekennende Nationalist ist ein Aushängeschild für unsere Weltanschauung.« Also: Den braunen Hals immer sauber gewaschen.

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