Die Schatten des Wett- und Manipulationsskandals des DFB sind lang und reichen im Berliner Fußball bis in die Bezirksliga. Das ist in der deutschen Fußball-Hierarchie die siebente Liga.
Dort spielt der SD Croatia. Deren Vorstand hat lange überlegt, mit welchen Hemden die Kicker des früheren Regionalligisten (1998/ 1999) in die seit einer Woche laufende Rückrunde auflaufen werden. Am Ende blieben die Kroaten, die zumeist schon seit Jahrzehnten in Berlin leben, ihrem bisherigen Trikotsponsor treu. Und so prankt auf der Brust der Croatia-Fußballer weiterhin das Logo »Cafe King«.
Das entbehrt natürlich nicht einer gewissen Pikanterie. Schließlich wird den derzeit inhaftierten Besitzern des Charlottenburger Lokals vorgeworfen, den größten Skandal im bundesdeutschen Fußball seit 1971 ausgelöst zu haben. Sowohl Ante S. als auch Milan S. haben viele Jahre für Croatia gespielt. Milan S. stand dem Verein sogar zeitweise vor.
Obwohl das negative Image der vermeintlichen Zocker natürlich auf den einst in der Berliner Freizeitliga entstandenen Verein abfärbt, nennt Croatia-Präsident Pero Kolobaric mehrere Gründe, weiterhin für »Cafe King« Werbung zu machen: »Wir haben doch mit dem ganzen Skandal nichts zu tun. Wir wollen Fußball spielen, sonst nichts. Unser Trikotvertrag läuft bis Saisonende. Und beide Seiten werden den Vertrag dementsprechend erfüllen. Wir haben keine Angst. Es gibt auch keine kroatische Mafia«, meinte der 62-jährige Vereinschef. Kolobaric fügt noch hinzu: »Ich kenne Milan und Ante S. von klein auf. Was genau passiert ist, weiß ich nicht.«
Auch Trainer Zeljko Baotic wehrt sich gegen einen Generalverdacht: »Es herrscht allgemeine Betroffenheit bei uns. Man kann wegen dieser schlimmen Vorwürfe aber nicht alle Kroaten in einen Topf werfen.« Im Verein habe man nach den bekannt gewordenen Vorfällen lange über die »Cafe King«-Werbung diskutiert, schildert der 42-jährige Coach.
Möglicherweise »dummes Gerede« unter den Zuschauern oder von anderen Bezirksligisten ob der Werbung auf der Brust nimmt der Mannschaftskapitän Ante Galesic (33) gelassen. »Das berührt mich überhaupt nicht«, sagt er. »Das "Cafe King" ist schon über zehn Jahre unser Sponsor. Unser Präsidium hat sich nach Rücksprache mit dem Berliner Fußballverband dafür entschieden, den Vertrag zu erfüllen. Und dabei bleibt es.«
Galesic und seine Mitspieler haben zumindest sportlich eine Antwort auf das plötzliche Medieninteresse an ihrem in den vergangenen sieben Jahren von der dritten bis in die siebente Liga abgestürzten Verein gegeben. Zum Auftakt der Rückrunde gelang ein 4:2-Sieg beim VfB Sperber Neukölln. Damit gelang SD Croatia in der Staffel 3 der Bezirksliga der Sprung auf den sechsten Rang. Die Rückkehr in die Landesliga scheint also möglich.
Bis sich der gegenwärtige Wirbel legt und wieder Normalität ins Vereinsleben einzieht, dürfte noch eine Weile vergehen. Und manchen Fragen zum Wettskandal und der Verstrickung des »Cafe King« darin werden wohl auch noch längere Zeit unbeantwortet bleiben.
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