Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Romantische Tage in Thüringen

Der Kurpark trägt die Handschriften Lennes und Fürst Pücklers Von Silke Brandes

  • Lesedauer: 3 Min.

Für die Herzöge von Sachsen-Meiningen war Bad Liebenstein eine Herzensangelegenheit. Die romantische Lage an den Südhängen des Thüringer Waldes, das milde Klima, die wohltuende Wirkung der Mineralquelle: Gründe genug für drei Generationen der herzoglichen Familie, die Sommer in dem Kurstädtchen zu verbringen. Das war im 19 Jahrhundert. Noch heute ist ihre Liebe zu Bad Liebenstein überall zu spüren. Großartige Bauten, wie die Villa Feodora oder das Palais Weimar, bilden ein einzigartiges Ensemble mit der klassizistischen Wandelhalle und dem säulenge-

?schmückten Brunnentempel der Kuran--lägfe.-Eine; Reise 'auf Sön'Sptireü vergän-. gener Tage lohnt vor allem im Herbst, wenn die prächtigen Bäume in und um Bad Liebenstein die Landschaft in ein goldgelbes Blättermeer tauchen.

Ein besonderes Aushängeschild sind Park und Schloß Altenstein zwei Kilometer außerhalb Bad Liebensteins. Das 160 Hektar große Areal zählt zu den schönsten Parklandschaften Deutschlands. Mehr als 15 000 Besucher jährlich überzeugen sich davon. Bekannte Gartenbaukünstler, wie Peter Joseph Lenne, Generaldirektor der königlichen Gärten zu Preußen, und Fürst Hermann von Pückler-Muskau, schufen den Park Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag der Herzöge als Gesamtkunstwerk. »Die Bäume und

,.t Sträucher sind; bewußt so, gesetzt, daß 'jsie sich,ta Herbst zu,,einem einmaligen Farbenspiel vereinen«, erklärt Peter Watzek, Mitarbeiter der Altensteiner Parkund Schloßverwaltung. Da stehen rotorange verfärbte Blutbuchen neben stechend gelben Goldeschen, die Blätter des Ahornbaumes setzen sich mit zartem Gelb-Rosa gegen das. grelle Pink des gemeinen Pfaffenhütchens ab. Hier und da bildet das Grün der Nadelbäume einen satten Kontrast zu den herbstlichen Farben der Laubbäume. Peter Watzek schwärmt. »Pückler hatte die Gabe, Landschaften zu schaffen, die wie freie Natur wirkten. Und doch entwickelten sie sich erst durch seine Hand zu vollendeter Schönheit.«

Der Landschaftspark thront hoch über Bad Liebenstein auf einem riesigen Kalksandstein-Riff. Ein Vergleich zu alpinen Landschaften drängt sich auf: Wuchtige Felsnasen ragen aus dem Riff, steile Schluchten bieten düstere Einblicke, und mächtige Plateaus eröffnen phantastische Ausblicke auf die Umgebung. 20 Kilometer lang winden sich die Wege durch den Park zu romantischen Plätzen: Vom Luisentaler Wasserfall zum Blumenkorbfelsen mit der in den Stein gehauenen Treppe, über den Bassinrasen vor dem Schloß bis zum Morgentorplateau. Dort läßt sich vor allem in den frühen Morgenstunden ein außergewöhnliches Naturschauspiel beobachten, wenn die bogenförmige Felskulisse im Licht der aufgehenden Sonne steht. Vom Rand dieser Fläche schweift der Blick weit über die Dächer Bad Liebensteins hinweg bis zu den Kuppen der Rhön.

Auf dem Weg zurück nach Bad Liebenstein kommt man an prachtvollen Bauten vorbei, die die Herzöge von Sachsen-Meiningen hier errichten ließen. An erster Stelle steht dabei die Villa Feodora, die Herzog Georg II. 1860 für seine Fa-

milie erbauen ließ. Im Stil eines Tirolerhauses fügt sich das Gebäude wie ein Schwalbennest an die Hänge hoch über der Stadt. Von der Aussichtsterrasse fällt der Blick hinunter auf vielfarbige Vegetation und - das Hotel »Herzog Georg«, das sich mit seiner klassizistischen Fassade herrlich in die Bad Liebensteiner Architektur einfügt.

Das Drei-Sterne-Hotel »Herzog Georg« ' lockt im September mit einem besonderen Angebot: Zwei Übernachtungen im Doppelzimmer kosten 162 Mark, inklusive Halbpension. Dafür gibt es an einem Abend herzhaften Thüringer Zwiebelkuchen und jungen Wein satt. Am zweiten Abend zaubert der Koch des Hauses ein Überraschungsmenü, direkt vor den Augen der Gäste. »Frontcooking« nennt sich das Konzept, und man darf gespannt zusehen, wie die Zutaten der Saison - beispielsweise frische Pilze aus dem Thüringer Wald - zu einem schmackhaften Gericht verarbeitet werden. (Hotel Herzog Georg, Herzog-Georg-Str. 39. 36448 Bad Liebenstein, Tel. (03 69 61) 550, Fax: 55 222.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal