Rollstuhlfahrer wünschen Lift ins Tropen-Meer

Baustelle Tropical Islands: Grundstein für Bahnbrücke, Verbesserungen in punkto Barrierefreiheit

  • Andreas Fritsche und Andreas Wilhelm
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Zwar ist das Tropical Islands in Brand (Dahme-Spreewald) schon seit etlichen Wochen geöffnet, trotzdem wird im Umfeld und am Freizeitzentrum selbst noch weiter gebaut. Gestern ist der Grundstein für eine Brücke über die Bahnschiene von Berlin nach Cottbus gelegt worden. Ziel der Baumaßnahme ist es, den alten Bahnübergang an der Landesstraße 711 zu ersetzen, damit die Reisebusse sich nicht an der geschlossenen Schranke stauen. Bis zur Fertigstellung im Dezember werden voraussichtlich 2,5 Millionen Euro investiert. Bund, Land und Deutsche Bahn AG teilen sich die Kosten. Über die Landesstraße 711 ist das Tropical Islands an die von Berlin nach Sachsen führende Autobahn 13 angebunden. Indessen beginnt das Freizeitunternehmen damit, die undurchsichtige Dachmembran auf der Südseite der Riesenhalle auf einer Fläche von 20000 Quadratmetern zu entfernen. Gestern, 22 Uhr, sollten die Arbeiter damit anfangen. Zum Vorschein komme eine UV-durchlässige, dreilagig mit Luft gefüllte Folie, die den Pflanzen das Wachstum und den Besuchern eine natürliche Bräunung ermögliche, wie Sprecherin Kathrin Schaffner mitteilte. Bis zum 10. März soll ein Viertel der Folie auf der Südseite freigelegt sein. Während der Arbeiten, die in den Nächten von Sonntag bis Donnerstag von 22 bis 10 Uhr und Freitag bis Sonnabend von 3 bis 10 Uhr erfolgen, müssen die Südsee und Teile des Regenwaldes in dem rund um die Uhr geöffneten Freizeitparadies gesperrt werden. Was die Barrierefreiheit betrifft, so gab es indessen schon erste Verbesserungen. Eine Reisegruppe von 32 Behinderten, darunter 14 Rollstuhlfahrer, testete am Freitag das Tropical Islands. »Wir sind nur teilweise zufrieden«, erklärte Michael Prestel. Er ist Vorsitzender des Bundesvereins barrierefreier Tourismus und sitzt selbst im Rollstuhl. Er hatte nach eigenen Angaben bereits zu Jahresbeginn moniert, dass die ehemalige Cargolifter-Halle nicht behindertengerecht ausgestattet sei. »Seitdem ist schon vieles passiert«, lobte Prestel jetzt. Die Behinderten-Parkplätze seien inzwischen ordentlich gekennzeichnet, ein Plattform-Lifter für die Treppen im Innenbereich sei installiert. Auch die in asiatischem Stil gebauten Häuser, die auf Pfählen stehen, haben Fahrstühle. Was den Rollstuhlfahrern nicht gefällt: »Wir kommen nicht ins Wasser.« Der Treppenlift zum so genannten Tropen-Meer führe zwar direkt bis ans Wasser. Dort angekommen, könne aber ein Rollstuhlfahrer allemal eine kleine Runde im Kreis drehen. »70 Millionen hat der Investor in die Halle gesteckt«, ärgert sich Vereinschef Prestel. »Und da reicht es für einen 2000 Euro teuren Wasser-Lifter nicht.« Dass ein solcher Lift, wie er in Reha-Bädern üblich ist, im Tropical Islands fehlt, bestätigte Sprecherin Schaffner. Die Rettungsschwimmer stehen jedoch bereit, den Rollstuhlfahrern ins Wasser zu helfen, sagte sie. Der Bundesverein möchte auch nicht nur meckern. »Wir haben selten ein Haus gefunden, das auch Menschen mit Behinderung so viel bietet.« Innerhalb einer Minute nach einem testweisen Notruf auf der Behinderten-Toilette waren zwei Wachmänner zur Stelle. Das Personal sei sehr hilfsbereit. Am Eingang könne man sogar kostenlos Rollstühle ausleihen. Die Umkleidekabinen und Duschen seien groß genug, so Prestel. Nur nütze das nichts, »wenn man sowieso nicht ins Wasser kommt.« Der Bundesverein barrierefreier Tourismus gründete sich im März 2004. Die Mitglieder beraten Investoren beim Bau von Hotels, vermitteln Reisen für Menschen mit Behinderungen oder bauen Modelle von Gebäuden, damit beispielsweise Blinde eine Kirche ertasten können. In Brandenburg überprüfte der Verein schon die Westernstadt in Templin und den Z...

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