Eierstockkrebs: Beste Therapie in Studienkliniken

  • Martina Janning
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Welche Frau denkt bei Völlegefühl, Bauchschmerzen und Problemen beim Wasserlassen schon an Eierstockkrebs? Das erschwert es, den Tumor frühzeitig zu erkennen. Dies ist aber neben der Auswahl der Klinik entscheidend für den Erfolg einer Therapie.


Die meisten Frauen gehen erst zum Gynäkologen, wenn ihr Bauch mehr und mehr aufbläht. Dann aber ist es allerhöchste Zeit. Ob eine Frau einen Eierstockkrebs überlebt, hängt entscheidend von der richtigen Behandlung ab. Die bekommen Patientinnen aber nicht in jeder deutschen Klinik. So lautet das bedrückende Ergebnis einer aktuellen Studie.
Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) hat die Daten von 476 Patientinnen mit Eierstockkrebs an 165 deutschen Kliniken analysiert. »Die Chance, die Krankheit zu überleben, hängt in hohem Maße von der optimalen Therapiequalität ab«, sagt Andreas du Bois, Leiter der Studie und Direktor der Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie der Dr. Horst Schmidt Klinik in Wiesbaden. Nur das Stadium des Tumors habe einen noch größeren Einfluss. »Von den Frauen, die eine optimale Therapie erhielten, leben nach drei Jahren noch 75 Prozent. Von den Patientinnen, die suboptimal behandelt wurden, überleben dagegen nur 25 Prozent.« Die AGO fand heraus, dass derzeit lediglich 35 Prozent der Frauen mit Eierstockkrebs im Frühstadium und nur 67 Prozent der Patientinnen mit fortgeschrittenem Tumor eine Therapie nach den geltenden medizinischen Leitlinien erhalten.
Die beste Behandlung bekommen Frauen mit einem Ovarialkarzinom - so der medizinische Fachbegriff - an Kliniken, die an Studien teilnehmen. Das lässt sich nach Ansicht der Studienleiter aber einfach erklären: Solche Krankenhäuser arbeiten nach den aktuellen medizinischen Standards und kontrollieren systematisch den Therapieerfolg. Außerdem halten sich die Ärzte durch regelmäßige Fortbildungen auf dem Laufenden. Patientinnen mit Eierstockkrebs empfiehlt du Bois daher dringend, Studienkliniken den Vorzug zu geben. Die Adressen solcher Krankenhäuser veröffentlicht die AGO im Internet unter www.eierstock-krebs.de.
Eierstockkrebs ist hier zu Lande zwar nur die siebthäufigste Krebsart - aber die vierthäufigste Todesursache bei Frauen überhaupt. Vor allem Ältere erkranken. Statistisch gesehen tritt Eierstockkrebs am zahlreichsten bei 66-Jährigen auf. »Frauen mit wenigen Kindern und wenigen Schwangerschaften sowie Frauen, die nie die Anti-Baby-Pille genommen haben, haben ein etwas erhöhtes Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken«, erläutert Jacobus Pfisterer vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. »Außerdem gibt es eine genetische Vorbelastung.« Doch gerade ältere Frauen nehmen nur selten an Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung teil, wie eine Untersuchung des Zentralinstituts der kassenärztlichen Vereinigung ergab: Von den 60-Jährigen gehen weniger als 50 Prozent zur Vorsorge, bei den 65-Jährigen nur noch 40, bei den 70-Jährigen unter 30 und bei den 75-Jährigen weniger als 20 Prozent. Je früher Eierstockkrebs aber erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Besteht der Verdacht auf ein Ovarialkarzinom, führt ein Gynäkologe zunächst Untersuchungen durch Abtasten und Ultraschall durch. Oft folgt danach eine Computer- und Kernspintomografie. Völlige Gewissheit bringen aber erst Gewebeproben aus dem Bauchraum, die bei einer Operation entnommen werden. Durch dieses so genannte Staging lässt sich Art und Größe des Tumors bestimmen. Die optimale Behandlung bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs besteht laut AGO aus einer Operation (OP) plus Chemotherapie. Die OP dient dazu, den Tumor möglichst sorgfältig zu entfernen, damit Reste nicht nachwachsen oder Metastasen in anderen Organen bilden können. Im Körper verbleibende Tumorzellen sollten am besten durch eine Chemotherapie mit Paclitaxel, einem Wirkstoff aus Eibenrinde und Platin abgetötet werden. Das verspricht nach Einschätzungen von Experten auf der ganzen Welt die höchsten Überlebenschancen. Werden Operation oder Chemotherapie nicht optimal ausgeführt, sinken die Aussichten zu überleben vo...


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