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Kanzlertunnel schon knapp vorm Tor

Riesenmaulwurf wühlt sich zwölf Meter am Tag voran Von Bernd Kammer

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein fast normaler Tag. Wie immer zwängt sich der Verkehr durchs Brandenburger Tor Doch kaum ein Autofahrer ahnt, was sich justament in etwa 18 Meter Tiefe unter ihm abspielt. Praktisch in der Gegenrichtung frißt sich ein rund 40 Meter langes Monstrum durchs Berliner Erdreich. Seit Mitte Januar hat es 240 Meter geschafft, durchschnittlich zwölf Meter pro Tag, und die Stahlbetonröhre, die es hinterläßt, schwingt sich bereits im sanften Bogen vom Reichstag bis knapp vors Wahrzeichen der Stadt - die ersten Ausläufer der neuen U 5 zeichnen sich im

Untergrund ab. Weil irgendwann in den letzten Stunden die Schildvortriebsmaschine die Grenze zwischen Tiergarten und Mitte getunnelt hatte, bestaunte gestern auch Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt das unterirdische Werk. Noch kurz vor oder auch nach Ostern -je nachdem, was der märkische Sand mit seinen Findlingen zuläßt - wollen die Tunnelbauer das Wahrzeichen der Stadt unterqueren. Im Mai soll dann die Maschine nach 498 Metern am vorläufigen Endpunkt der umstrittenen Kanzlerlinie gegenüber dem Hotel Adlon angekommen sein. Von dort aus wird sie dann zurück vor den Reichstag gezogen, um etwa zwei Monate später mit der Buddelei für die zweite, 480 Meter lange Röh-

re zu beginnen. Ende des Jahres soll auch sie rohbaufertig sein.

Während Ingo Schmitt hofft, daß dann 1999 mit dem Bau des 900 Meter langen Verbindungsstücks bis zum Alex begonnen werden kann, forderte der Verkehrsexperte von B 90/Grüne, Michael Cramer, Senat und Bundesregierung erneut auf, die U 5 ad acta zu legen. Denn verkehrspolitisch sei sie ein millionenschwerer Flop. Allein für die 390 Millionen Mark, die das Tunnelfragment unter dem Brandenburger Tor kostet, hätten 26 Kilometer Straßenbahn gebaut werden können. »Die Hunde bellen, doch die Karawane zieht weiter«, kommentierte Schmitt. Insgesamt 1,3 Milliarden sollen so bis zum Jahr 2004 für die U 5 verbuddelt werden.

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