Chip-Preise unter den Herstellungskosten
Halbleiterindustrie leidet an Überproduktion / Marktführer Intel dreht zu großes Rad
Entwicklungen in der Halbleiterbranche gelten oft als Frühindikator für die Wirtschaft insgesamt. Der Chipindustrie geht es mit Ausnahme des Marktführers Intel schlecht.
»Same Procedure as last Quarter« - wie vor drei Monaten deklassierte Branchenführer Intel in dieser Woche bei der Vorstellung der aktuellen Quartalszahlen die Konkurrenz. Der Gewinn des größten Herstellers von Rechenchips lag Anfang 2005 um 25 Prozent, der Umsatz mit fast 9,5 Milliarden Dollar um 17 Prozent über den Vorjahreszahlen. Zugleich erhöhte der Konzern aus Kalifornien seine Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr und kündigte größere Investitionen in seine Fabriken an. Denn die seien schon jetzt voll ausgelastet, so ein Unternehmenssprecher. Intels schärfster Konkurrent AMD, Weltmarktführer bei Flash-Speicherchips und Nummer zwei bei Prozessoren, hat dagegen enttäuschende Ergebnisse für das erste Quartal vorgelegt. Nach einem Gewinn von 45 Millionen Dollar Anfang 2004 wurden jetzt zur Überraschung der Analysten rote Zahlen produziert. Die verlustträchtige Speichersparte soll demnächst abgetrennt und für bis zu 600 Millionen Dollar an die Börse gebracht werden. Aber auch im Kerngeschäft mit Prozessoren, die rund 60 Prozent der Erlöse ausmachen, erwartet AMD für 2005 im besten Fall einen stagnierenden Umsatz. Dennoch hoben die Analysten der US-Bank Prudential ihr Kursziel und ihre Gewinnerwartungen für die AMD-Aktien an. Sie scheinen den Prognosen der Branchenorganisation World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) zu vertrauen, die 2005 mit einem Wachstum von 1,2 Prozent und 2006 von bereits wieder drei Prozent rechnet. Allerdings erwiesen sich WSTS-Statistiken in der Vergangenheit meist als zu optimistisch. Ausgelastete Fabriken wie bei Intel bergen Gefahren - wenn sich der hohe Ausstoß zu keinem rentablen Preis verkaufen lässt. Und tatsächlich liegt der Preis für DRAM- und andere Standard-Arbeitsspeicher nach Angabe der Handelsbörse DRAMeXchange.com schon seit Mitte Februar unter den Herstellungskosten. Zugleich steigen die Lagerbestände. Unter dem Preisdruck leidet auch Siemens-Tochter Infineon, die kommende Woche Quartalszahlen vorlegen wird. Siemens zweite Halbleiter-Tochter, Epcos, hat bereits schwache Zahlen und die zweite Gewinnwarnung im laufenden Jahr präsentiert. Nach vorläufigen Angaben gab es im ersten Quartal einen Umsatzeinbuch um rund 13 Prozent im Jahresvergleich und einen Vorsteuerverlust von gut 27 Millionen Euro. Für 2005 schließt der Konzern einen Verlust nicht mehr aus. Das Ergebnis wird auch durch die Kosten einer Werksschließung in Frankreich sowie Abschreibungen auf Firmenwerte belastet. Schließlich melden auch die Zulieferer der Branche schwache Ergebnisse. So hat der Siliziumscheiben-Produzent Siltronic das unlängst beendete Geschäftsjahr mit einem Verlust abgeschlossen. Das Unternehmen, das vor rund einem Jahr seinen Börsengang im letzten Moment abgesagt hatte, meldete Mitte April einen höheren Vorsteuerverlust als 2003 - und das trotz Entlassungen, die zu Einsparungen von rund 100 Millionen Euro beigetragen haben. Kaum besser erging es ASML, einem niederländischen Hersteller von Lithographiemaschinen, die bei der Herstellung von Halbleitern eingesetzt werden. Nach einem stärkeren ersten Quartal warnte das Unternehmen vor einem Rückgang bei den ...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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