Ihr Deckname war »Susi«

Judith Auer - eine Mutter und Kommunistin im Widerstand

Ich bin keine Heldin Was so vielen heute fehlt, ist Mut und Vertrauen zu sich selbst und zu den anderen. Ich habe diese Parolen jetzt für mich in den Vordergrund gestellt. Ob es mir gelingt durchzuhalten, wird sich zeigen.« Diese Worte schrieb Judith Auer im Sommer 1943 in einem Brief an ihren Freund und engen Kampfgefährten Anton Saefkow. Ruth Hortzschansky, die Tochter von Judith Auer (geborene Vallentin), hat gemeinsam mit ihrem Ehemann Günter Hortzschansky erstmals eine ausführlichere Biografie dieser tapferen Frau und Kommunistin, die vor 100 Jahren geboren wurde, vorgelegt. Judith Auer entstammte einer Künstlerfamilie. Bekannte der Familie ermöglichten der frühen Vollwaise ein Musikstudium. Noch während des Studiums in Berlin und Leipzig trat sie dem Kommunistischen Jugendverband bei. Während eines Kuraufenthalts in der Rhön freundete sie sich mit Erich Auer, führender Funktionär des KJVD, an, den sie 1926 heiratete. Im Jahr darauf trat sie der KPD bei. Zwei Jahre darauf wurde ihre Tochter Ruth geboren. Wie innig sie diese liebte, wird in diesem Buch ergreifend deutlich. Nach der Errichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland musste sie mühsam um ihren Lebensunterhalt ringen, wovon auch die überlieferte Korrespondenz mit ihrem inhaftierten Ehemann Zeugnis ablegt. Das Buch zeichnet ein plastisches Bild über den vielfältigen antifaschistischen Widerstand Judith Auers und ihrer Kampfgefährten. Den Schwerpunkt bilden ihre Aktivitäten in der Berliner Gruppe und späteren Organisation um den Kommunisten Saefkow, zu der u.a. Georg und Louise Dünninghaus, Fritz Emrich, Martha Kowalski und Otto Marquardt gehörten. In Judith Auers Wohnung fanden wiederholt Beratungen führender Vertreter des kommunistischen Widerstandes statt, nicht nur mit Saefkow und Franz Jacob, sondern auch Theodor Neubauer, Leiter der illegalen Widerstandsorganisation der KPD in Thüringen, wo unter anderem über den Anschluss an die Bewegung »Freies Deutschland« im Jahre 1943 beraten wurde. Judith Auer war eine der Verantwortlichen für die Versorgung der illegal Lebenden. Sie gab die von ihr und Mitstreitern gesammelten Lebensmittelmarken und Gelder weiter. Ihr Deckname war übrigens »Susi«. Einfühlsam schildern die Autoren, die Probleme, die sich für Judith Auer durch die Einbindung in den organisierten antifaschistischen Kampf ergaben. Schon frühzeitig hatte sie ihre Tochter im antifaschistischen Geist erzogen und auch eingeweiht. Ruth kannte die Namen und Decknamen fast aller, die mit ihrer Mutter Kontakt hatten, wusste, dass Flugblätter in der Wohnung aufbewahrt wurden und nicht in falsche Hände fallen durften. Die Biografie gibt auch weitere interessante Auskünfte über die immer umfangreicher werdenden antifaschistischen Aktivitäten in Berlin (u.a. im Kabelwerk) und darüber hinaus. Judith Auer arbeitete nicht nur mit Thüringer Kommunisten wie Neubauer und Magnus Poser zusammen, sondern trug auch dazu bei, Verbindungen zu Hitler-Gegnern anderer weltanschaulicher Richtungen herzustellen. Sie blieb aufrecht im faschistischen Kerker bis zu ihrem Tode, ihrer Hinrichtung 1944. Den Titel des berührenden Buches entlehnten die Autoren einem Brief, den Judith Auer 1943 an ihre Tochter geschrieben hat: »Liebes kleines Mädel Möge all das Schmerzliche, was ic...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -