Brennnesselbad gegen Erschöpfung
Brennnesseln sind durchaus mehr als ein lästiges Unkraut. Sie heilen, stärken das Immunsystem, sollen der Vergesslichkeit entgegen wirken und - sie schmecken sogar. Letzteres wissen viele Menschen, die sich die Pflanze zurück auf die Teller holten.
In den Nachkriegsjahren waren die Brennnesseln eher ein »Arme-Leute-Essen«, doch erlebt die Pflanze bei der jüngeren, gesundheitsbewussten Generation mittlerweile ein Comeback.
Die Inhaltsstoffe machen die Pflanze interessant; neben Lecithin, Kieselsäure, Aminosäuren, Folsäure, Gerbstoffen und Vitaminen weist sie einen hohen Eisenanteil auf. Kein Wunder also, dass Brennnesseln in der Volksheilkunde auf Platz eins rangieren. Ihr Genuss kurbelt das Immunsystem tüchtig an und verhindert so die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten. Neben der bekannten positiven Wirkung bei Rheuma wird das Blut gereinigt und die Blutbildung angeregt. Brennnesseln machen frisch, bekämpfen Ermüdung und Erschöpfung. Diese wunderbare Wirkung wird jedoch nicht nur durch den Konsum der Pflanze ausgelöst, sondern auch durch ein »Bad« in frischen Pflanzen.
Der Mutige wird für das Ertragen des schmerzhaften »Verbrennens« mit einer Vitalität belohnt, die ihres Gleichen sucht. Der Brenneffekt wird durch die verkieselten Blatthaarspitzen ausgelöst, in denen sich ein Stoff befindet, der dem Schlangengift ähnelt. Neben Acetylcholin, Histamin und Serotonin enthält er auch auch organische Säuren wie Ameisen-, Essig- und Buttersäure. Allerdings setzt die Wirkung erst nach mehreren Anwendungen innerhalb der darauf folgenden Tage ein. Wem der Mut für ein derartiges »Nesselbad« fehlt, kann eine ähnliche Wirkung erreichen, indem er barfuß durch Brennnesseln wandert!
Doch es gibt auch weniger anstrengende Heilmethoden. So kann ein Absud der Pflanze bei Ekzemen und Durchblutungsstörungen helfen. Als Haarspülung kann er auch lästige Schuppen auf der Kopfhaut vertreiben. Leicht herzustellen ist Brennnesselöl, dem eine gute Wirkung gegen altersbedingte Vergesslichkeit zugeschrieben wird. Zu seiner Herstellung werden Brennnesseln kurz vor der Blühphase geerntet und in ein sauberes, fest verschließbares Gefäß gefüllt. Darüber wird ein gutes Öl gegeben, das über den Pflanzenteilen stehen sollte. Das Gefäß wird für sechs bis acht Wochen an einem warmen Ort belassen und gelegentlich ein wenig geschüttelt. Danach ist das Öl gebrauchsfertig und wird Tröpfchenweise vor dem Schlafengehen in die Schläfen einmassiert. Die Wirkung soll schon nach ein paar Wochen spürbar sein.
In der Küche können die »Brennenden« mit einer ungeahnten Vielseitigkeit brillieren. Will man sie in rohem Zustand zu sich nehmen, empfiehlt sich eine gründliche Behandlung mit dem Nudelholz. Erst wenn alle Brennhaare zerbrochen wurden, besteht keine Gefahr mehr, sich den Mundraum zu verletzen. Klein geschnitten können die Blätter dann jedem gemischten Salat beigefügt werden. Einfacher ist es, die Brennnesseln zu garen; hierbei werden die Haare vollkommen zerstört. Will man sie wie Spinat zubereiten, sollte die Kochzeit nur kurz sein; sind die Pflänzchen noch sehr zart, reicht ein Blanchieren. Nur so werden die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zerstört. Natürlich schmecken Brennnesseln auch nach dem gleichen Procedere nicht nach Spinat, sondern haben ein ganz eigenes Aroma. Saure oder süße Sahne, ein Hauch Knoblauch sowie ein Lorbeerblatt unterstreichen den delikaten Eigengeschmack. Übrigens: Junge Brennnesseln in saurer Sahne angemacht und in einem Omelett auf den Tisch gebracht, gelten als Delikatesse und bieten darüber hinaus eine Portion Gesundheit pur zum Nulltarif. Für die Verwendung in der Küc...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.