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Boxer und Violinistin

Die Geschichte einer kurzen Bekanntschaft Von Siegfried Heidemann

  • Lesedauer: 2 Min.

»Boxen ist eine Kunst«, behauptet er, der Titelheld (Werner Dähn) in Bernard da Costas Zwei-Personen-Stück »Der Boxer und die Violinistin«. Und bald erklärt sie (Bettina Schinko), wieviel körperlicher Einsatz für ihre Kunst nötig ist. Nicht nur also für seinen linken Haken, auch für ihre Bogenhaltung und -führung, ihre Aktion auf dem Griffbrett.

Noch mehr eint beide Erfolg, Einsamkeit und Härte der beruflichen Vervollkommnung. Denn beide sind Stars auf

ihrem Gebiet. Sie unterwegs in die Carnegie Hall, er in den Madison Square Garden. Beide sitzen im Flugzeug nebeneinander.

Die Dialoge sind erfunden, nicht die Story 1949 flogen wirklich Ginette Neveu - schon eine europäische Berühmtheit und Marcel Cerdan kurz vor der Verteidigung seines Mittelgewicht-Weltmeistertitels von Paris gen New York. Bis dahin kamen sie nicht. Die Maschine stürzte ab. Alle 31 Passagiere starben. Ein Ehepaar hatte vor dem Flug freundlich seine Plätze den beiden Prominenten abgetreten, auf daß sie ihre Berufs-

pflichten erfüllten könnten. Über die Pflichten unterhalten sich nun die Darsteller in fiktiver Rede. Und sie kommen sich näher.

Bettina Schinko spielt.wirklich ein paar Töne auf der Geige, überläßt sonst die sparsam vorkommende Musik dem Pianisten Moawed Boulos nach stimmungsvollen Bach-Noten. Titelheld Dähn aber hat früher wirklich geboxt, am Berliner Ensemble als Kampfchoreograph gewirkt. Er bringt die nötige Physiognomie mit, auch die Sensibilität. Die ist weitaus größer als bei der ehrgeizigen Geigerin. Bei der Premiere aber nahm sich der Mime in der Lautstärke der Sprache über Gebühr zurück. In Christoph Quests Regie war das Stück mehr als ein solides Debüt der Gruppe Modern Quartett.

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