Wohin Frauen gehören
Frauen-Bundeswehr-Debatte alle Jahre wieder um die gleiche Sommerzeit
Von Silvia Ottow
Frauen gehören nicht in einen Panzer und auch nicht in ein Kampfflugzeug, findet der Bundesverteidigungsminister Volker Rühe. Abgesehen davon, daß Männer da ebensowenig Platz nehmen sollten, lohnt es sich doch immer wieder, zu fragen, wohin gehören sie denn dann eigentlich?
Für die Bundeswehr hat es der Minister beantwortet. In den Sanitätsdienst oder ins Militärmusikcorps. Wir ahnen, warum. Es kann nur wegen der Gefühle sein, und wegen der dem Weibe angeborenen Betreuungssucht. Wenigstens auf den Krankenstationen der Bundeswehr darf es richtig menschlich zugehen, oder
habe ich da etwas falsch verstanden? Wer jedoch im Tornado am Steuerknüppel sitzt, sollte nicht gerade von der Nächstenliebe angetrieben werden. Alles klar
Es ist auch hier wie im richtigen Leben. Frauen verdienen im Durchschnitt 30 Prozent der Löhne von Männern, sie sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen, dafür nicht so sehr von den finanziell so belastenden Führungsjobs. Gern gesehen sind sie als Kellnerinnen oder Verkäuferinnen in ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen. Noch lieber selbstverständlich als »Nur«mütter, dann brauchen sie nämlich später auch keine ABM-Stellen. Außer natürlich, es handelt sich um die sogenannten Dienstleistungspools, wo sich Frauen zusammenschlie-ßen können, die gern für andere putzen und kochen wollen.
Die sollten es aber vorher unbedingt bei der Bundeswehr versuchen, da dort die gleiche Sache ganz gewiß besser bezahlt wird. Rühe erwartet übrigens, daß innerhalb der nächsten sechs Jahre erheblich mehr Frauen bei den Streitkräften beschäftigt sein werden. Daß sich diese hellseherische Voraussage bestimmt erfüllen wird, liegt allerdings kaum daran, daß sich die »Bundeswehr den Frauen öffnet«, sondern daß sich ihnen andere Arbeitsbereiche immer mehr verschließen.
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