USA: Antiterror-Syndrom im Gerichtssaal

Wenn vor neuen Anschlägen gewarnt wird, ist jeder verdächtig

  • Max Böhnel, New York
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Die USA-Sicherheitsbehörden haben vor neuen terroristischen Anschlägen in den kommenden Tagen gewarnt und die Bevölkerung zu »höchster Alarmbereitschaft« aufgerufen. Patriotismus und Antiterror-Hysterie haben in den letzten Wochen auch die Gerichtssäle erreicht.

Sie hat nicht die geringste Chance auf eine faire Verhandlung«, sagt Marshall Hennington, Präsident einer Consulting-Firma, die an der Westküste Richter und Anwälte berät. Es geht um die 54-jährige Sara Jane Olson, Mutter von drei Kindern, der schwere Monate vor einem Geschworengericht in Los Angeles bevorstehen. Das angebliche Mitglied der »Symbionese Liberation Army« (SLA) ist angeklagt, vor 25 Jahren in Los Angeles unter zwei Polizeifahrzeuge Bomben gelegt zu haben - die allerdings nicht explodierten und niemand verletzten. Zuvor hatten Polizei und Geheimdienst sechs SLA-Mitglieder mit Feuerbomben umgebracht. Die kleine Splittergruppe wurde Anfang der 70er Jahre von Westküsten-Studenten gegründet und isolierte sich nach dem Mord an einem schwarzen Schulleiter, dem man unterstellte, ein CIA-Mann zu sein, von der Anti-Vietnamkriegsbewegung und der Linken. Weltweit machte die SLA durch die Entführung von Patty Hearst, Enkelin des Zeitu...

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