Ethnologische Feldstudien

Ein Student aus Bangladesh bei den Lausitzer Sorben Von Klaus Muche

Drei Stunden dauert die Fahrt von Berlin: über die Ebene eines Urstromtales, vorbei an Seen, durch dichte Kiefernwälder Dann hält das Auto vor einer gigantischen Verwerfung. Der Blick schweift über die Abbruchkante, hinter der es 50, 60 Meter jäh abfällt. Auf dem Grund des Grabens ziehen winzige Fahrzeuge Staubfahnen hinter sich her, dunkle Sande türmen sich zu Hügeln. Eine trostlose Gegend ohne jede Vegetation. Und nur wer sie dort vermutet, erkennt die Häuser am zerfurchten Horizont, kilometerweit am anderen Ende der sächsischen Wüste. Mühlrose liegt dort zum Beispiel und Nochten.

Zweifelnd fährt der Student aus Bangladesh weiter. Für acht Wochen soll er da drüben wohnen, bei Menschen, die er nicht kennt und deren Sprache er nicht

versteht. Er kennt nicht ihre Sitten und Gebräuche, er weiß nur, daß der Zerfall dieser Kultur kaum noch aufzuhalten ist. Von gewaltsamer Assimilation spricht niemand mehr, eher von der triebhaften Sehnsuch...


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