Ein Ding raus hauen

Jan Ullrich und T-Mobile lassen probeweise die Muskeln spielen

Radrennfahrer sein ist nicht einfach. Vor allem, wenn man jahrelang der Träger der deutschen Hoffnungen ist, weil man es schon einmal mit 23 geschafft hat, die Tour de France in Gänze zu gewinnen. Wenn andere Pedaleure bereits mit durchgekneteten Waden beim Abendbrot im Mannschaftshotel Kalorien speichern, muss Jan Ullrich noch einen Moment auf die geliebten Spaghetti Carbonara warten und Tagebuch schreiben. Oder zumindest telefonieren, damit sein Ghostwriter die täglichen Jan-Tagebücher auf www.jan-ullrich.de und auf www.t-mobile-team.com auch mit etwas Authentischem füllen kann. »Hallo Fans, ich wollte heute wissen, wie gut meine Form ist. Deshalb habe ich das Ding im Zeitfahren rausgehauen«, freute er sich gestern auf seiner eigenen Homepage über den Erfolg beim 36-Kilometer-Zeitfahren und das Gelbe Trikot der Tour de Suisse. »Ulle«, wie er fährt und spricht. Grund zur Freude hatte er - immerhin war der Etappensieg sein erster Sieg in der Saison und psychologisch nicht unwichtig im Fernduell mit Lance Armstrong, der bei der Dauphiné Libéré in Frankreich Gesamt-Vierter wurde, aber keine Etappe gewann. Erstmals nach sieben Jahren wird der Texaner ohne Saisonerfolg die Tour de France angehen. Ullrich strotzte auch auf der gestrigen dritten Etappe vor Selbstvertrauen, und seine Mannschaftskollegen - von denen nach Pressemeldungen angeblich schon Alexander Winokurow, Oscar Sevilla, Paco Lara, Giuseppe Guerini, Stephan Schreck, Matthias Kessler und Andreas Klöden als Tour-Teilnehmer feststehen sollen - legten sich wieder ordentlich ins Zeug für ihren Kapitän. Bis zur einzigen Bergwertung, kurz vor dem Ziel der 154 Kilometer langen dritten Etappe, ließen die T-Mobile-Fahrer keinen Ausreißer lange entkommen. Am Ende kam Kapitän Ullrich in der Spitzengruppe ins Ziel, deren Sprint der Australier Bradley McGee vor dem Italiener Mirko Celestino und Patrik Sinkewitz aus Fulda gewann. Und was T-Mobile-Teamchef Mario Kummer gefordert hatte (»Wir wollen Gelb verteidigen, aber nicht um jeden Preis«), klappte am Ende. Jan Ullrich behielt mit zwei Sekunden die Führung in der Gesamtwertung vor Bradley McGee. »Ein schweres Stück Arbeit«, stöhnte Ullrich nach der anstrengenden Etappe. Im Internet-Tagebuch konnte er Gutes vermelden. Auf der T-Mobile-Seite schrieb er gestern: »Selbstverständlich bin ich noch mal zu den Fans und habe sehr gerne Autogramme geschrieben.« Ra...

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