Shakespeare für Experten

Neues englischsprachiges Ensemble verschreibt sich Originaltexten des alten Meisters

  • Matthias Busse
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Generationen von Schülern mussten ihren Shakespeare pauken. Und zur Freude vieler Pauker sorgen in Berlin einige Theatertruppen dafür, dass die Stücke des Autors aus Stratford upon Avon auch dauerhaft auf der Bühne zu sehen sind. Doch das Tyrannen-Drama Macbeth in der Aufführung von The English Shakespaere Ensemble dürfte für Pennäler ungeeignet sein. Denn die vom englischen Schauspieler und Regisseur Steve Ellery neu gegründete Berliner Compagnie hat sich Inszenierungen in Originalsprache verschrieben. Ellery ist Leiter, Regisseur und Hauptdarsteller in einem. Nun sind jedoch Shakespeares Texte vom Anfang des 17. Jahrhunderts nur etwas für hart gesottene Kenner des Altenglischen. Schnell ermüdet die Freude an dem authentischen Versrhythmus, zumal die Aufführung mehr als zwei Stunden Fehden und Intrigen bietet. Daran ändern auch wenig dunkel dräuende Musik und wabernder Nebel, die anfangs die Hexen begleiten. Diese maskierten Gestalten sind Alter Ego des bald gemeuchelten Königs Duncan und seines Mörders Macbeth. Als geisterhafte Wesen umspielen sie mit ihren Körpern die Personen, für die sie Prophezeiungen parat haben. Das Konzept des bewegungsbetonten so genannten Physical Theater wird aber nicht konsequent durchgehalten. Über weite Strecken bleibt es beim Nacherzählen der Ursprungsfassung durch das Ensemble auf kahlen Brettern. Antje Kamprad zieht dafür die Schauspieler mehr aus als an. Was wie die Aufmachung schlagender Studentenverbindungen erscheint, entpuppt sich als Herrscher-Zeichen. Wenn dann der gerade gemeuchelte Monarch in derselben Aufmachung, aber ohne blaue Schärpe, in einer neuen Rolle zu Leben erwacht, dann gerät die Handlung für Nicht-Anglisten vollends durcheinander. Das ist schade, denn wo kann man solch ein Unikum, wie den über 70-jährigen Peter Wallbridge als greisen Duncan erleben? Man hätte sich mehr Regieeinfälle gewünscht, die mit fortschreitender Spieldauer aber immer rarer werden. Vielleicht hat sich Ellery, der Chef, Regisseur und Hauptdarsteller in einem ist, mit seinem Berliner Einstand etwas verhoben. Im Theaterzelt Shake am Ostbahnhof, das Spielstätte der ShakespaereCompany ist, ging das Konzept nicht auf. Zu klein ist der ...

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