Wenn Schonung und Ruhe nicht mehr munter machen

Fühlt man sich ständig müde, so kann das durch Medikamenten, psychische und körperliche Erkrankungen, aber auch dauerhafte Überbelastung verursacht sein. In vielen Fällen lässt sich jedoch keine Ursache feststellen. Man spricht dann vom »Chronischen Müdigkeitssyndrom« oder »Chronischen Erschöpfungssyndrom« (CFS).

Das Hauptsymptom chronischer Müdigkeit besteht in einer schweren und lang dauernden Erschöpfung, die nicht durch Schonung oder Ruhe zu beheben ist. Nach normalen Anstrengungen kommt es zu einer starken Verschlechterung des Zustands, der oft mit einer zeitlichen Verzögerung aufritt und über Tage andauern kann. Weitere Symptome sind Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Lymphknotenschwellungen sowie Muskel- und Kopfschmerzen. Auch depressive Verstimmungen, Gereiztheit und Schlafstörungen zählen dazu.
Die Erkrankung beginnt häufig zeitgleich mit einer akuten Belastung. Das kann ein Unfall sein, eine Operation, Arbeitsbelastung, die Trennung vom Partner, der Tod eines Angehörigen oder eine schwere Infektion. Ursachen sind das jedoch nicht. Ohne Behandlung beeinträchtigt die Krankheit mit der Zeit sämtliche Lebensbereiche. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Betroffenen kaum noch in der Lage, ein normales Leben zu führen. Die Ursachen des CFS sind nicht bekannt. Es existieren auch keine speziellen Therapien. Die Behandlung zielt darauf, die Symptomatik zu verbessern, den Verlauf günstig zu beeinflussen und negativen Folgen vorzubeugen. Viele CFS-Patienten fühlen sich nicht ernst genommen, da ihnen mangels organischem Befund häufig unterstellt wird zu simulieren. Im Laufe der Zeit haben sie ausgeprägte Ängste entwickelt, ihr Leiden durch Aktivität weiter zu verschlimmern. Dauernde körperliche Inaktivität kann allerdings die Symptome noch verstärken.
Nach heutigem Kenntnisstand sollte CFS nur interdisziplinär behandelt werden. Der Therapieplan muss auf jeden Patienten persönlich zugeschnitten sein. Ziel ist der Aufbau von Aktivität. Eine medikamentöse Behandlung kann dazu beitragen, unangenehme Symptome wie Schlafstörungen, Schmerzen und Verstimmungen zu vermindern. Dazu eignen sich vor allem Antidepressiva. Immunglobuline, Fischöl, Aciclovir und Fluoxetin haben sich hingegen als wirkungslos erwiesen. Durch psychotherapeutische Behandlung können die Patienten ihr Schonungs- und Vermeidungsverhalten abbauen und sich mit möglichen psychischen Begleitumständen der Krankheit auseinander setzen. Zudem werden sie darin unterstützt, ihren Tagesablauf zu strukturieren und dadurch ihre Schlafstörungen zu reduzieren. Obwohl diese Behandlungen erst nach längerer Anwendung greifen, sollten sie unbedingt in Anspruch genommen werden, denn eine unbehandelte, ständige Müdigkeit hat schwerwiegende Folgen: Neben fehlenden Energien und einer verminderten Leistungsfähigkeit im Beruf, die bis zur Berufsunfähigkeit führen kann, wirkt sie sich auch häufig negativ auf soziale Kontakte und das Familienleben aus.
Marion Sonnenmoser

INFO - Fatigatio e.V.: Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom
www.fatigatio.de, www.cfs-forum.info
Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V. (DFaG):
Maria-Hilf-Straße 15, 50677 Köln,
Tel: (022...

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