Pankreas-Operation: Danach ist alles anders

Operationen an der Bauchspeicheldrüse sind für die Betroffenen mit vielerlei schwerwiegenden Folgen verbunden - das Leben der Patienten ändert sich für alle Zeiten.

Ihr wissenschaftlicher Name ist kaum jemandem geläufig, ihre Funktionen im Körper kennen die wenigsten, und doch brauchen wir sie alle - die Bauchspeicheldrüse. Die etwa 15 Zentimeter lange Drüse, Pankreas genannt, die tief im Bauchraum hinter dem Magen liegt, produziert Enzyme, die für die Verdauung unverzichtbar sind, und sie bildet die Hormone Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel regeln. In den letzten Jahren ist die Zahl derjenigen, die wegen einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse operiert werden mussten, stark angestiegen. »Es kann zwei Gründe für diesen Eingriff geben«, erklärt Volker Keim, Pankreatologe und Professor an der Universität Leipzig, »nämlich die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder einen bösartigen Tumor, der das Organ befallen hat. Beide Ursachen treten etwa gleichhäufig auf.« Man versuche zwar, die komplette Entfernung zu vermeiden; das sei jedoch manchmal nicht möglich. Die Operation, die 2 bis 3 Stunden dauert, verändert das Leben des Erkrankten nachhaltig. »Bei einer Totalentfernung des Pankreas folgt immer Diabetes, da weder das Insulin noch das Glukagon weiter produziert werden können. Für den behandelnden Arzt ist es dann sehr schwierig, den Blutzuckerspiegel richtig einzustellen«, so Prof. Keim. »Bei jeder OP wird auch die Anatomie im Bauch verändert, was eine Minderverdauung zur Folge hat. Die Mehrzahl der Patienten muss sich sehr speziell ernähren, den Fettkonsum einschränken oder völlig auf Fett verzichten. Die Enzymproduktion ist gestört, es müssen verschiedene Medikamente eingenommen werden.« Doch auch die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) selbst kann wiederkehren: durch die Entnahme eines Teils des kranken Organs ist die Krankheit nicht beseitigt. »Das Fortschreiten der Krankheit im Restorgan kann in diesen Fällen ebenfalls einen Diabetes verursachen«, so der Leipziger Wissenschaftler. Es gebe faktisch keine Möglichkeit der vollkommenen Heilung. Ursachen für eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse können sowohl starkes Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum als auch genetische Faktoren sein. Dass sich fast zehn Mal mehr Männer als Frauen einer Bauchspeicheldrüsen-OP unterziehen müssen, liegt am hohen Männeranteil unter den Alkoholabhängigen. Prof. Keim und seine Leipziger Kollegen vermuten bei den erkrankten Alkoholikern noch einen genetischen Risikofaktor. Das Alter spielt bei der Erkrankung keine Rolle. Hilfe finden an der Bauchspeicheldrüse Erkrankte auch beim Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V. (AdP). Der 1976 gegründete Verein bietet Informationsmaterial, Fachvorträge, Einzelberatungen sowie die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und möchte gut auf die OP vorbereiten. Für viele sei diese Operation vor allem psychisch belastend, berichtet Udo Hemmers von der Zentralen Beratungsstelle des AdP. Hemmers selbst wurde 1996 an der Bauchspeicheldrüse operiert - als er nach 26Wochen wieder nach Hause durfte, war er Diabetiker, hatte fast ständig Schmerzen und konnte, weil er so lange nur gelegen hatte, kaum mehr laufen. »Damals bin ich zum AdP gekommen, und heute freue ich mich, etwas von der Hilfe, die ich bekommen habe, zurückgeben zu können.« Der heute 48-Jährige hatte nicht nur mit seiner Krankheit zu kämpfen. Als er, der vor der OP unter Tage gearbeitet hatte, eine Umschulungsmaßnahme beantragte, wurde diese ihm nicht zugestanden. Auch sein Antrag auf Kur wurde abgelehnt, da er ohnehin nicht mehr ins Berufsleben zurückführbar sei. »Es ist uns wichtig«, resümiert Hemmers, »mit de...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.