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  • Politik
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Von »Flo-Jo« bis Sastre

Autopsie bei Florence Griffith-Joyner klärte ihren frühen Tod/Abschied von der Dresdner Ruder-Legende Frank Forberger

  • Lesedauer: 3 Min.

Nicht nur Rekordmeldungen, auch weniger erfreuliche Nachrichten über mysteriöse und andere Todesfälle gingen im Eiltempo um die Welt. Mit der Meldung, Florence Griffith-Joyner ist tot, wurden auch die Spekulationen um manipulierte Leistungen wieder aktuell, die die ebenso schöne wie exzentrische Amerikanerin seit ihren Sprintweltrekorden sowie den drei Olympiasiegen von Seoul 1988 immer begleitet hatten. Der Tod der 38jährigen »Flo-Jo« am 21. September wurde später durch die Autopsie mit einem epileptischen Anfall aufgrund einer angeborenen Abnormität des Gehirns erklärt. Als Ralf Reichenbach im Februar im Alter

von 47 Jahren starb, war in den meisten Kommentaren von »Spätfolgen von Doping« die Rede. Der Vizeeuropameister im Kugelstoßen von 1974 litt an einer extremen Erweiterung und Leistungsminderung des Herzens. Er hatte die jahrelange Einnahme von anabolen Steroiden zugegeben. Ob die Anabolika die Ursache für sein frühes Lebensende waren, wird wohl nicht mehr geklärt.

Erschütternd waren auch andere Todesfälle. Frank Forberger aus dem berühmten Dresdner Ruder-Vierer, 1968 und 1972 Olympiasieger, verstarb Anfang Oktober 55jährig in Dresden. Bei Bobfahrer Lars Bolte (31 Jahre) versagte das Herz ebenso wie bei den Eishockey-

profis Stephane Morin (29) von den Berlin Capitals und Chad Silver (29) vom ZSC Lions Zürich, deren Kollege Mark Teevens (EC Bad Nauheim) mit 31 Jahren einer Lungenembolie erlag. Axel Jüptner vom Fußball-Zweitligisten FC Carl Zeiss Jena starb mit 28 Jahren an einer Herzmuskelentzündung und Amateurtorwart Markus Paßlack von Fortuna Düsseldorf mit 23 Jahren nach einer Herzattacke beim Probetraining in Ulm.

Der Fußball mußte auch den Verlust einer ganzen Trainerriege beklagen, darunter Herbert Widmayer (81) vom 1. FC Nürnberg, später Präsident des Verbandes Deutscher Fußball-Lehrer; Helmuth Johannsen (76), der Eintracht Braun-

schweig 1967 zur Meisterschaft führte; Zlatko »Tschik« Cajkovski (74), der Torjäger Gerd Müller entdeckte. Auch ein anderer Fußball-Großer kam am Ende seines Lebenweges an: Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst (78), der 1966 in England 1966 das WM-Finale gegen Deutschland pfiff und das noch immer mit dem berühmten wie umstrittenen dritten Tor für Gesprächsstoff sorgt.

Unvergänglichen Ruhm umgab den Norweger Birger Ruud, einen der größten Skisportler des Jahrhunderts. Der Skisprung-Olympiasiegec von 1932 und 1936 starb mit 86 Jahren. 84jährig wurde der frühere Halbschwergewichts-Boxweltmeister Archie Moore, der von 228 Profikämpfen 140 durch K.o. gewann.

Verkehrsunfällen zum Opfer fielen der frühere Box-Weltmeister aller Klassen, John Täte (USA/43), Belgiens Straßen-Radweltmeister von 1990, Rudy Dhaenens (36), sowie die Polen Wladyslaw Komar (58) und Tadeusz Slusarski (48), die bei Olympischen Spielen Gold im Kugelstoßen (1972) bzw Stabhochsprung (1976) gewonnen hatten.

Die Leichtathletik verlor 1998 noch vier weitere Olympiasieger Mit 65 Jahren starb die rumänische NOK-Präsidentin und Diskus-Olympiasiegerin von 1968, Liu Manoliu; nur 61 Jahre alt wurde der Tscheche Ludvig Danek, der 1964 mit dem Diskus gesiegt hatte. Die Russin Tamara Tyschkewitsch (Kugel/1956) wurde 66, der italienische Geher Guiseppe Dordoni (50 km/1952) 72 Jahre alt. Die deutsche Leichtathletik trauerte um Hans Senftleben, der als letzter Teilnehmer des ersten deutschen Länderkampfes (1921 gegen die Schweiz) im Alter von 101 in Berlin starb. Wenige Tage zuvor hatte er im Berliner Jahn-Sportpark die 98. Deutschen Meisterschaften eröffnet.

Vor den Augen der Weltöffentlichkeit liefen die letzten Lebenstage von Fernand Sastre ab. Der 74jährige, der die Fußball-Weltmeisterschaft nach Frankreich geholt und als Präsident des Organisationskomitees entscheidend geprägt hatte, starb am 13. Juni an Krebs - drei Tage nach dem WM-Eröffnungsspiel. Er erlebte seinen Lebenstraum, den WM-Triumph Frankreichs, nicht mehr

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