Ursache für Flugzeugabsturz unklar
Behörden gehen von Selbstmord, nicht von Terroranschlag aus / Künftig Verbot für Privatflieger
Mehr Touristen als sonst bevölkerten am Sonntag den Platz vor dem Reichstag. Ansonsten erinnerte nur noch ein verbranntes Stück Rasen daran, dass hier am Freitag kurz vor 20.30 Uhr ein Ultraleichtflugzeug des Typs »Kiebitz« abgestürzt war. Die Absperrungen waren noch in der Nacht wieder abgebaut, die Reste des Fluggerätes zur kriminaltechnischen Untersuchung abtransportiert worden.
Volker Klawitter, der 39-jährige Hobbypilot aus Erkner, erlag noch am Unglücksort seinen Verletzungen. Spaziergänger und Touristen kamen mit dem Schrecken davon - zu Schaden kam nach erstem Überblick niemand von ihnen.
Die Behörden gehen davon aus, dass es sich um einen Selbstmord handelt, auch wenn dafür lediglich einige Indizien vorliegen. Innensenator Ehrhart Körting jedenfalls schloss einen Anschlag mit terroristischem Hintergrund aus. Klawitter sollte zunächst obduziert werden. Das Ergebnis werde frühestens am heutigen Montag vorliegen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Möglicherweise könne der Pilot auch einen Herzinfarkt erlitten haben. Einen Abschiedsbrief hat man nicht gefunden. Abgeglichen mit der Analyse der technischen Details könnte nach der Obduktion die Absturzursache feststehen.
Für den Selbstmord sprechen Angaben der Polizei über den Todesflug. Danach war der Mann, der bei der Berliner Stadtreinigung beschäftigt war, um 17.55 Uhr in Strausberg gestartet. Zuvor soll er seinem Sohn persönliche Dokumente und Autoschlüssel übergeben und dabei Suizidabsichten bekundet haben.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist auf ein Familiendrama zu schließen. Denn Christiane Klawitter, die 36-jährige Ehefrau des Piloten, ist seit dem 20. Juli verschwunden. Es gab bis gestern 15 Hinweise von Bürgern, wie die Kripo mitteilte, aber eine Spur wurde bisher nicht gefunden. Mittlerweile rechnet man damit, dass die Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Die Durchsuchung des Klawitter-Hauses und des Grundstückes sowie das Abpumpen einer Fäkaliengrube habe zunächst keine Hinweise gebracht, hieß es. Weil man in der Wohnung mit Sprengstoff rechnete, war die Gegend weiträumig abgeriegelt worden.
Der Absturz löste neuerlich heftige Debatten darüber aus, inwieweit das Regierungsviertel besser geschützt und der Luftraum effektiver überwacht werden müsse. Erste Konsequenzen gab es nach einem gestrigen Gespräch zwischen Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe und Körting. Danach gilt für Privat- und Hobbyflieger über der Innenstadt künftig ein Flugverbot. Stolpe meinte vor der Presse, der Zwischenfall habe deutlich gemacht, dass auch von kleineren Fluggeräten eine massive Gefahr ausgehen könne. Eine »Garantie für die Vermeidung von Katastrophen« gebe es allerdings nicht.
So sehen dies letztlich auch Experten. Der Vorfall wäre durch eine Verbotszone auch nicht verhindert worden, sagte ein Sprecher der Flugsicherung. Man sehe solche Flugzeuge nicht auf dem Radarschirm. Darüber hinaus könne grundsätzlich nicht verhindert werden, dass ein Pilot ein solches Flugverbot übertritt.
Körting hatte bereits zuvor geäußert, dass man annähernd absolute Sicherheit nur haben könne, wenn man eine Flugverbotszone im Umkreis von 100 bis 200 km festlegen würde. Die beträfe dann auch die Berliner Flughäfen und Flugplätze der Region, was niemand wirklich wolle.
Gegenüber dpa sagte Stolpe, das Flugverbot solle für den Bereich des S-Bahn-Rings gelten. Die Regelung könne innerhalb kürzester Zeit ohne Zustimmung von Bundestag und Bundesrat umgesetzt werden. Darüber hinaus sollen weitere Vorsichtsmaßnahmen erwogen werden, etwa, die Ausrüstung mit Transpondern, die den Radarstrahl reflektieren, auch für kleinere Flugzeuge zur Pflicht zu machen, damit sie auf dem Radarschirm erkennbar sind. Flugzeuge sollten besser vor unbefugter Nutzung gesichert werden und Flugplatzbetreiber verpflichtet werden, startende M...
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