Fünf vor zwölf für Mekong-Wels

UN-Schutzprogramm prämierte Forschungsarbeit über den Riesenfisch

  • Christiane Martin
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Die Konvention für wandernde Tierarten (CMS) hat eine Doktorarbeit über den vom Aussterben bedrohten Mekong-Riesenwels prämiert und honoriert damit das Bemühen um den Schutz der Fische. Der Gewinner des »Thesis Award«, eines von der UN-Konvention über wandernde Tierarten (CMS) erstmals ausgelobten Preises, ist der US-amerikanische Ökologe Zeb Hogan. Am 27. Juli 2005 hatte eine achtköpfige Jury im Bonner Naturkundemuseum König den Preisträger ermittelt, der für seine Doktorarbeit nicht nur die Ehrung des CMS erhält, sondern auch das von »National Geographic Deutschland« und Deutscher Lufthansa gestiftete Preisgeld von 10 000 Euro. Fast 40 Wissenschaftler aus 21 Ländern hatten sich um den Preis beworben. Bei der Auswahl des Preisträgers durch die Fachjury stand im Vordergrund, ob die erforschte Art bedroht ist und ob sich die Forschungsergebnisse zu ihrem Schutz einsetzen lassen. Zeb Hogans Arbeit behandelt den Mekong-Riesenwels. Dieser bis zu 350 Kilogramm schwere Wanderfisch lebt im Mekong und zieht jedes Jahr von Kambodscha aus den Fluss weit aufwärts zu seinen Laichgebieten. Er gehört zu den größten Süßwasserfischen der Welt und ist in seinem Bestand stark gefährdet. »Es ist faszinierend zu wissen, dass solche Giganten noch in den Flüssen dieser Erde vorkommen«, sagt Martin Geiger, Leiter des Fachbereichs Süßwasser beim World Wide Fund for Nature (WWF). »Doch für den Mekong-Wels ist es fünf vor zwölf.« Der Weltrekord-Fisch sei akut vom Aussterben bedroht. Neue Staudämme und eine intensive Fischerei hätten seinen Bestand allein in den letzten beiden Dekaden um 90 Prozent schrumpfen lassen. Seit 1996 forscht Hogan am Mekong und hat dadurch viele neue Erkenntnisse über das Wanderverhalten und den Lebenszyklus der Riesenwelse zusammengetragen. »Man kann nur schützen, was man kennt«, sagt J. Wolfgang Wägele, Zoologieprofessor und Mitglied der Preis-Jury. Deshalb sei Forschung für den Artenschutz generell wichtig und Hogans Beitrag im Besonderen für den Erhalt des Riesenwelses. Hogan schlägt in seiner Doktorarbeit konkrete Schutzmaßnahmen vor. So setzt er sich beispielsweise für den Erhalt von Stromschnellen ein, die eine wichtige Sauerstoffquelle sind, häufig aber zu Gunsten der Schifffahrt beseitigt werden. Außerdem versucht er geplante Staudammprojekte, die die Wanderung der Fische erschweren, zu verhindern. Dabei hat er eng mit den Fischern vor Ort zusammengearbeitet und intensiv über den Riesenwels und seine Lebensgewohnheiten aufgeklärt. Und weil das bei den Jüngsten am wirksamsten ist, hat er sogar ein Kinderbuch über die Mekong-Fische geschrieben. Um die Wanderbewegung der riesigen Fische möglichst exakt zu beobachten, hat Hogan Riesenwelse auf dem Fischmarkt gekauft, mit Sendern versehen und wieder freigelassen. Er hat so nicht nur eine effektive Forschungsmethode umgesetzt, sondern auch vielen Fischen das Leben gerettet. »Das ist Artenschutzforschung, wie man sie sich wünscht«, sagt Wägele. Der Thesis Award soll in Zukunft alle drei Jahre vergeben werden. Initiatoren und Sponsoren wollen damit einen Beitrag zum Schutz wandernder Tierarten leisten, deren Spektrum von Antilopen, Walen, Elefanten über Vögel und Fische bis zu Insekten reicht. Sie alle legen zum Teil große Distanzen zurück und tragen damit wesentlich zum Funktionieren des Ökosystems Erde bei, indem sie Samen verbreiten, als Nahrung dienen oder andere Tiere fresse...

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