Künstlerkneipengeschichte mit Heimkehrern in den Kiez

Günter Kottes Film über »Lampion« in Prenzlauer Berg

  • Beatrix Altmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Im »Lampion« treffen sie sich. Am Wochenende, einmal im Monat, und manch einer kommt jeden Abend. »Lampion« ist eine Kneipe in Prenzlauer Berg, die gerade ihren zehnten Geburtstag feierte. Das war für Günter Kotte aber noch lange kein Grund, einen Film darüber zu machen. Kneipen gibt es schließlich viele am Kollwitzplatz. Sein Machwerk sei nur eine Klammer, sagt er. Vielmehr erzähle der Film über »Menschen, die es geschafft haben, sich 25 Jahre lang nicht aus den Augen zu verlieren«. Und weil er selber regelmäßig hier einkehrt, hat Günter Kotte auch einen Film über sich gemacht. Denn die Biografien der Protagonisten ähneln sich: Viele sind in den 70ern aus der Provinz in den Osten Berlins gekommen, trafen und stritten sich und lebten zusammen. Die meisten von ihnen verband die Liebe zur Kunst, die Liebe zum Land war in einigen Fällen weniger stark ausgeprägt. Viele gingen in den Westen. Sie kehrten nach der Wiedervereinigung in den Bezirk Prenzlauer Berg zurück. Günter Kotte, der 1984 nach Kreuzberg zog, wohnt seit 1993 wieder in der Hagenauer Straße - fünf Minuten von seinem früheren Wohnort Lychener Straße entfernt. Der Filmemacher will nicht zeigen, was die Leute Abend für Abend in die Kneipe zieht, vielmehr beleuchtet er Befindlichkeiten, erzählt kleine persönliche Geschichten. Die vom Wirt und Puppenspieler Klaus Breuing beispielsweise. Der hat vor genau zehn Jahren aus seiner Wohnung und Werkstatt eine Kneipe gemacht. Und wenn er nicht mit seinem Puppentheater auf Reisen ist, bedient er im »Lampion« die Gäste. Denn hier stranden sie, weil sie wissen, dass immer jemand am Tresen sitzt, der zu ihnen gehört: die Schriftstellerin Katja Lange-Müller, Musiker Klaus Renft, der Hörspielchef vom MDR, Matthias Thalheim, manchmal kommt auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Günter Kotte wollte keinen spektakulären Film machen, sondern nur eine Geschichte über Vergangenheit und Gegenwart erzählen. Und das ist ihm gelungen. Der Film »Lampion c'est si bon«, der von der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern und dem SFB gefördert wurde, lässt sich in Berliner Programmkinos sehen und wird voraussichtlich am 9. Januar 2002 von SFB 1 ausgestrahlt.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -