Stift Neuzelle sieht Wald vor Geldsorgen nicht

Anwohner und Naturschutzbund fürchten um das Schlaubetal / Bedenken im Landesumweltamt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Anfang des Jahres argwöhnte der Fremdenverkehrsverein Schlaubetal und Umgebung, dass die Stiftung Stift Neuzelle fünf Seen an einen Privatmann verscherbelt, der das Areal dann abriegelt. Dass die Stiftung finanzielle Probleme hat, liegt auf der Hand - spätestens seit Geschäftsführer Walter Ederer kürzlich zum Direktor für Kultur und Marketing degradiert wurde. Jetzt sorgen sich Leute wie Norbert Krause um die Wälder. Krause pachtete das Forsthaus Siehdichum. Er braucht eine intakte Natur. Denn wenn Gäste ins Forsthaus kommen, dann nicht zuletzt wegen der herrlichen Landschaft drum herum. Schon jetzt verfügt die Stiftung Stift Neuzelle über ausgedehnte Waldflächen und die Landesregierung plant, ihr noch tausende Hektar zu übertragen. Dadurch würde sie zu einem der größten Waldbesitzer Deutschlands. Doch dieser Vorstellung kann Norbert Krause so gar nichts abgewinnen. Die Stiftung sollte sich auf die Instandsetzung der alten Klosteranlage konzentrieren, meint er. Bestätigt glaubt er diese Auffassung durch Landesumweltamts-Präsident Matthias Freude. Dieser schrieb ihm: »Eine Stiftung mit einem derart kulturell ausgeprägten Zweck wie die Stiftung Stift Neuzelle« sei personell und qualitativ nicht in der Lage, Naturschutzbelange zu sichern. Kommerzielle Aspekte könnten ins Blickfeld rücken. Was Freude damit andeutet: Die Stiftung stören im Ernstfall Löcher im Wald weniger als Löcher in der Kasse. Dieses Problem sieht auch der Naturschutzbund, wie dessen Landesvorsitzender Tom Kirschey bestätigte. Und tatsächlich: Als das Potsdamer Kabinett Anfang des Jahres beschloss, der Stiftung Stift Neuzelle weitere 11 000 Hektar Wald und Acker zu übergeben, jubelte das Kuratorium der Stiftung, damit könne »das Kloster Neuzelle als kulturhistorischer und kulturtouristischer Leuchtturm im Land Brandenburg erhalten werden«. Auch von einer wirtschaftlichen Absicherung ist da die Rede. Schon jetzt weiß Michael Weidlich, der Leiter des Naturparks Schlaubetal, von bedenklichen Entwicklungen. In der Gemarkung Göhlen entdeckte Weidlich einen geschützen Trockenrasen am Rande eines Eichenwaldes umgepflügt und mit Klee bepflanzt. Hier handelt es sich offenbar um einen so genannten Wildacker. Mit dem Klee locken Jäger Rotwild vor ihre Flinten. Das Areal hat ein Kölner Immobilienmakler von der Stiftung gepachtet. Ob der Pächter auch den Wildacker anlegte, hat Weidlich noch nicht herausgefunden. Dass die Stiftung so viel Wald bekommt, spiele bei der Suche nach dem neuen Chef eine Rolle, versichert Kulturministeriumssprecher Holger Drews. Ministerin Johanna Wanka (CDU) äußerte den Wunsch, dass der neue Geschäftsführer auch etwas von Forstwirtschaft versteht. Von Naturschutz hat sie nicht gesprochen.

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