Kämpferin Martina

US Open: Vor 30 Jahren wurde Martina Navratilova in New York zur US-Amerikanerin

  • Dierk Strothmann
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Dieser Tage sitzt sie auf der Tribüne bei den US Open in New York - vor 30 Jahren, am 5. September 1975 überquerte sie als 18-jährige gebürtige Tschechin den East River in New York und betrat die Räume der amerikanischen Einwanderungsbehörde: Martina Navratilova. Sie hatte gerade ihr Halbfinale bei den US-Open gegen Chris Evert-Lloyd (USA) verloren und daraufhin beschlossen, die Staatsbürgerschaft zu wechseln.
Mit 15 war sie tschechische Meisterin geworden, ein Jahr später ging sie auf die Profi-Tour und reiste durch die große, weite Welt. Ihre Gefühle, als sie 1973 in Florida erstmals amerikanischen Boden betrat, schildert die Sportlerin in ihrer Autobiografie »Martina« mit rückblickendem US-US-Patriotismus: »Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich Amerika ohne den Filter der kommunistischen Erziehung sehen. Es war ein schönes Gefühl. Ich glaube ehrlich daran, dass ich geboren wurde, um Amerikanerin zu werden - bei allem Respekt gegenüber meinem Heimatland.« Einen Monat später erhielt sie ihre Green Card, ihre Arbeitserlaubnis für die USA, sechs Jahre später wurde sie Amerikanerin.
Aber der Erfolg stellte sich nicht sofort ein. Big Macs, Doppel-Whopper und Mars-Riegel verlockten zum Dauerfuttern, Gucci-Klamotten verführten ebenso wie schicke Autos und edler Schmuck. Das ging so weit, dass Martina zum Pummelchen wurde. »The big wide hope«" spotteten die Medien. Und so dauerte es bis ins Jahr 1978, als sie, ihrem überragenden Talent entsprechend, die neue Nummer eins wurde und ihr erstes Grand Slam Turnier in Wimbledon gewann. Wimbledon sollte ihr »Wohnzimmer« werden mit bisher unerreichten neun Siegen.
Aber Martina Navratilova machte auch Schlagzeilen außerhalb des Tennisplatzes. Als einer der ersten Sportstars überhaupt stand sie öffentlich zu ihrer homosexuellen Veranlagung und riskierte damit, gerade im prüden Amerika, den Verlust vieler Millionen Werbe-Dollar. Aber sie biss sich durch und schaffte es, dass die Öffentlichkeit weniger ihr Privatleben als ihre sportlichen Erfolge würdigte.
Und die waren nicht nur einmalig, sie sind es noch. Denn mit inzwischen stattlichen 48 Lenzen ist sie immer noch aktiv, natürlich nur noch im Doppel und im Mixed, aber nach wie vor mit großen Erfolgen. Kürzlich holte sie zusammen mit der Deutschen Anna-Lena Grönefeld in Toronto ihren 175. Doppelerfolg. Neben den Zahlen ihrer beeindruckenden Karriere in ihren »besten Jahren« (331 Wochen Nummer 1, 109 Doppelsiege in Folge mit Pam Shriver, 18 Grand-Slam-Titel) ist es vor allem ihr eiserner Wille, auch mit fast 50 mithalten zu können. Sie ist die älteste Spielerin, die je eine Nummer eins der Welt bezwang (1996 gegen Seles in Paris). 2002 holte sie sich den Doppeltitel in Madrid und löste damit Billie Jean King als älteste Spielerin ab, die je ein WTA-Turnier gewonnen hat. 2003 siegte sie im Mixed bei den Australian Open, was sie zur ältesten Spielerin, machte die je ein Grand-Slam-Finale gewann.
Was diese Rekorde betrifft, so wird sich Martina...

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