Endspurt mit Friedensfahrer Boden

Bundestagswahlkreis 63: Frankfurt (Oder) und Oder-Spree

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Lothar Bisky (Die Linke.PDS) hat einen Nachteil gegenüber seinem Hauptkonkurrenten Jörg Vogelsänger (SPD). Er ist Parteivorsitzender und darf sich nicht allein darauf konzentrieren, dass ihn die Leute in Beeskow oder Fürstenwalde ankreuzen. Er muss auch mal in Thüringen und Niedersachsen um Stimmen für seine Partei kämpfen. Am 11. und 12. September ist Bisky in Hildburghausen, Weimar und Gotha, am 13. September in Hannover, aber heute findet man ihn in seinem Wahlkreis. Er beklebt am gefährdeten Olympiastützpunkt in Frankfurt (Oder) eine Großfläche. Mit dabei sein wird der Radsportler Falk Boden, kündigte Biskys Wahlkampfchef Stephan Wende an. Boden gewann 1983 die Friedensfahrt, trug drei Mal das Gelbe Trikot des Spitzenreiters und erwies sich bei diesem Rennen 1985 als aktivster Fahrer (Violettes Trikot). 1991 siegte Boden bei der ersten gesamtdeutschen Profimeisterschaft. Er heuerte beim niederländischen Rennstall PDM an und fuhr zwei Mal die Tour de France mit - ohne allerdings das Ziel in Paris zu erreichen. Im Endspurt um den Sieg im Wahlkreis 63 kommen am Donnerstag nächster Woche noch mal 1500 Plakate heraus , auf denen darum geworben wird, Bisky die Erststimme zu geben. Man setze nicht auf einen Die-oder-wir-Wahlkampf oder auf Protest, sondern auf »überraschende, frische Motive«, hatte Wende am Beginn der Kampagne gesagt. Noch nie gewann ein Sozialist außerhalb Berlins einen Bundestagswahlkreis. Bisky, der 1998 im Berliner Bundestagswahlkreis Treptow-Köpenick unterlag, soll jetzt in Ostbrandenburg die Premiere schaffen. Ein Etappensieg gegen Vogelsänger ist ihm schon gelungen. Der SPD-Mann wurde von seinen Genossen nur mit 86 Prozent Zustimmung als Direktkandidat aufgestellt. Bisky ist einstimmig nominiert worden. Fragt man im Wahlkreis nach Knut Paul (CDU), so heißt es oft: »Noch nie gehört« oder »Keine Ahnung, wer das ist«. Paul studierte an der Offiziershochschule in Löbau und ging 1990 zum Bundesgrenzschutz. Inzwischen ist er Oberkommissar bei der Bundespolizei. Dass in Brandenburg weniger als die Hälfte der Menschen von Erwerbstätigkeit leben, macht den CDU-Mann »wütend«. Außerdem gibt es noch den Einzelbewerber Mario Knispel. Der 1979 in Eisenhüttenstadt geborene, der in Frankfurt (Oder) Jura studiert, nennt sich selbst die »einzige politische Alternative«. Sein Ziel »soziale Gerechtigkeit« soll nicht zuletzt durch eine Bildungsreform erreicht werden. Knispel findet, es sollte wieder ab Klasse eins Zensuren geben und eine einfache Rechtschreibung, an die sich jeder leicht gewöhnt - egal, ob er bisher die alten oder die neuen Regeln benutzte. Der Kandidat lehnt Studiengebühren ab und fordert, dass Eltern für Kindergartenplätze nichts bezahlen müssen. Der Student tritt auch dafür ein, Steuerschlupflöcher zu stopfen - »insbesondere bei Großverdienern und Kapitalgesellschaften«. Die Menschen sind mit allen Parteien unzufrieden und deshalb sei die Situation für Einzelbewerber eigentlich günstig, meint Knispel. Theoretisch könne er ein ordentliches Ergebnis erreichen. Das Problem sei, sich bekannt zu mach...

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