Goldoni unter freiem Himmel
Theater Z spielt »Der Diener zweier Herren« in der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche Von Jack Rodriguez
Herbert Manz (Pantalone, I.) und Christian Bleyhoeffer (Dottore)
Foto: Carola Strey
Beatrice will sich die Mitgift ihres umstehen gekommenen Bruders sichern, Vater Pantalone zieht sein Heiratseinverständnis zurück, nachdem ein noch Wohlhabenerer um die Hand seiner Tochter anhält, und der Diener Truffaldino erhält bei einem zweiten Herren ein zusätzliches Einkommen. In der Komödie »Der Diener zweier Herren« von Carlo Goldoni ist das liebe Geld Auslöser vieler Verwicklungen, die erst die Liebe wieder löst. Doch bis es so weit ist, wickeln sich die Zuschauer der Aufführung immer enger in ihre gemieteten Decken, weil die nächtliche Kühle in den zweieinhalb Stunden empfindlich die Glieder hinaufsteigt.
Das neu gegründete Theater Z um Regisseur Daniel Tharau hat seine Bühne unter freiem Himmel in der Klosterruine aufgebaut. Bemerkenswert macht die Aufführung nicht so sehr die besondere Atmosphäre, in der Dialogpassagen im nah vorbeirauschenden Verkehr untergehen, denn die dem Chorbereich vorgelagerte Bühne kann nicht die Akustik der Mauern nutzen.
Bemerkenswert ist vor allem der Darsteller des Pantalone. Auf Herbert Manz trifft die Bezeichnung Komödiant zu. Mit seinem ulkigen Gebaren verdient er sich manchen Lacher. Obwohl seiner Tochter Ciarice (Tanja Watoro) gar nicht zum Lachen ist, als sie plötzlich den totgeglaubten Federigo Rasponi heiraten soll, dem sie einmal versprochen worden war. Manz versteht den Spagat: Der schurkische Alte, der eine lukrative Heirat vor Liebe und alte Freundschaft stellt, dominiert nie den
fürsorgenden Vater, der seine Tochter in guten Händen wissen möchte. Der Auftritt Pantalones rettet die Situation, es wird Komödie gespielt! Herrlich, wenn Dottore Lombardi (Christian Bleyhoeffer) seinen Freund Pantalone mit lateinischen Rechtsformeln daran erinnert, dass Ciarice seinen Sohn Silvio (Michel Haebler) heiraten muss. Friedrich Scheler als Diener spielt seine Trümpfe nicht aus als liebenswerter Einfaltspinsel, der es seinen
beiden Herren recht machen und obendrein mit dem doppelt verdienten Geld ein gemeinsames Leben mit Ciarices Kammermädchen Smeraldina (Jutta Pawliczek) beginnen möchte.
Claudia Knichel als Wirt Brighella durchschaut von Anfang an die Verkleidung von Beatrice (Muriel König) als ihr toter Bruder Federigo, verrät aber nichts. Als dann deren Diener Truffaldino auch dem angereisten Florindo (Richard Heinrich) zur Hand geht, schweigt der Wirt weiter. Mit Spitzfindigkeiten bringt er Truffaldino in schwierige Situationen. Erst als niemand mehr weiß, ob Smeraldina dem Diener von Beatrice oder dem Diener von Florindo versprochen wurde, deckt Truffaldino sein Doppelspiel auf und gibt sich als der Diener beider zu erkennen.
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