Meret Oppenheim
Die bildende Künstlerin und Dichterin Meret Elisabeth Oppenheim (s. Selbstporträt; Foto: Archiv) mauserte sich im Sog der Frauenbewegung mit ihrer »nonkonformistischen und freiheitlichen Haltung zur feministischen Identifikationsfigur«. Sie erwarb vor allem als »surrealistische Objektkünstlerin« - indem sie u.a. auf einem Frauenkörper ein Festmahl inszenierte - internationalen Ruhm. Ihr »Frühstück in Pelz« bekam im New Yorker Museum of Modern Art einen Stammplatz. Auch auf der documenta 7 in Kassel glänzte sie. Sie bevorzugte als Themen die »Veränderungsprozesse des Lebendigen«, die Polaritäten der Geschlechter und das »zeitliche sowie kosmische Eingebundensein des Menschen«. Dabei besaß die Frage der Freiheit für sie eine außergewöhnliche Dominanz. Und trotz allen Feminismus wehrte sie sich dagegen, dass es so etwas wie eine »weibliche Kunst« gäbe. Für die Künstlerin war der »Geist androgyn«.
Meret Elisabeth Oppenheim wurde 1913 in Berlin geboren. Ihr Vater war Arzt. Ihre Mutter entstammte einer Berner Fabrikantenfamilie. Ihre Berner Großmutter Lisa Ruutz erlangte als Malerin und Schriftstellerin internationale Bekanntheit. Eine Tante mütterlicherseits malte eben- falls und war mit Hermann Hesse verheiratet. Sie wuchs also in einem geistig-künstlerisch ambitionierten Umfeld auf. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie abwechselnd in Berlin, im Berner Jura, in Süddeutschland und in Basel. 1932 ging sie nach Paris, wo sie sich an der Akademie sowie autodidaktisch weiterbildete. Hier zog sie besonders die Szene der Surrealisten um Andre Breton an.
Ab 1937 absolvierte sie für zwei Jahre die Kunstgewerbeschule in Basel. Doch statt neue Gipfel zu erklimmen, plagten sie danach periodisch wiederkehrende Selbstzweifel: »Es war mir vielmehr, als würde die jahrtausendalte Diskriminierung der Frau auf meinen Schultern lasten, als ein in mir steckendes Gefühl der Minderwertigkeit.« Die faschistische Gefahr tat ein Übriges. Meret Elisabeth Oppenheim führte ein Traumtagebuch zur Selbstfindung, befasste sich mit den Theorien von Jung und arbeitete in der »Künstlergruppe 33« und in der progressiven Schweizer Künstlervereinigung »Allianz« mit. Den Krieg überstand sie in der Schweiz. 1967 erhielt die avantgardistische Ikone ihre erste Retrospektive in Stockholm. Ab 1972 wirkte sie wieder vorrangig ...
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