Ich und Ich

Marthalers Horváth an Berlins Volksbühne

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Doppelbesetzungen sind nicht neu, also kaum noch originell. Auch hier gibt es zwei Mal die Elisabeth. Zwei Mal jenes Mädchen, das ins Wasser geht: Olivia Grigolli und Sasha Rau, sich oft an Wände drückend, schauen mit groß staunenden wie schreckhaften Augen auf ihren eigenen Leidensweg zwischen lauter kalten Menschen. Am Ende, schon im Tod, umarmen sich beide. Inniglich, fest, auch gelöst.

Diese Umarmung erklärt die doppelte Elisabeth, herztrefferschwer. Es scheint, als habe dieses Mädchen das so zerknickungsgierige, vernichtungsgeile Schicksal nur deshalb als zwiefacher Körper ertragen müssen, damit ihr die Regie am Ende diese einzige Umarmung schenken kann. Liebe als Rückgabe ans Dasein, wenn dessen Elend denn vorbei ist. Erschütterndster Moment in Christoph Marthalers bewegender Inszenierung an der Berliner Volksbühne: »Glaube Liebe Hoffnung« von Ödön von Horváth, Bühne: Anna Viebrock.

Elisabeth will ihren Körper bereits zu...


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