Heimkehr - ins nächste Exil

Ursula Krechel: »Landgericht«

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Wie leicht man doch Opfer wird. Man muss es sich nur einreden - das Bewusstsein schafft das schon; das Bewusstsein schafft nämlich wesentlich das Sein. Ganz schnell ist man so, durch Selbsteinredung, das, was man nie war und nie sein wird. Ja, so ein kräftiges Selbstmitleid - natürlich unangebracht! - steigert enorm ein Wohlempfinden, das eigentlich gestört sein müsste durch bohrendes Gewissen. Aber stattdessen: heimlicher Grenzübertritt, hinterher, auf die Seite derer, die litten. Das sind die Einen. Die Anderen gehen einfach nur dem Tagwerk nach - als hätte zwischen Tag und Wiedertag nicht die schlimmste Finsternis gelegen. Diese Leute sind auf gar keiner Seite, sie sind bloß immer vorn. Desinteresse und Gleichgültigkeit sind ihnen beste Gleitmittel, um stets ins rechte Licht zu rutschen, ins rechte Lot. Dem Pragmatiker gehört jede Zeit. Er schüttelt sich kurz den Ruinenstaub von den Schultern und macht weiter.

Das ist, grob skizz...


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