Von Äpfeln und Birnen

PISA, Grundschulvergleich und andere Messfehler

  • Peter Monnerjahn und Jürgen Amendt
  • Lesedauer: ca. 7.5 Min.

Es ist – scheinbar – eine ausgemachte Sache: Grundschüler im Süden der Republik können am besten lesen und rechnen und sind Gleichaltrigen in Berlin, Bremen und Hamburg um Längen voraus. Diesen Schluss legt der vor Wochenfrist von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegte Grundschulleistungsvergleich nahe. Erstmals wurden in diesem rein innerdeutschen Vergleich vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im vergangenen Jahr rund 27 000 Viertklässler an knapp 1300 Schulen getestet. Zweifel an der Aussagekraft der Studien-Ergebnisse sind allerdings angebracht – und nicht nur an den Ergebnissen. Die IQB-Studie orientiert sich am Testverfahren des internationalen PISA-Vergleichs. Kritiker aber halten schon den Ansatz für falsch, Bildungserfolg anhand standardisierter Tests messen zu können.

Spätestens seit dem »PISA-Schock« vor zehn Jahren sind wir auch in Deutschland überzeugt davon, wir könnten – nein: müssten! – die Qualität unserer Schulen messen. Wir erheben ein paar Indikatoren, fassen sie in einer greifbaren Punktzahl zusammen, und schon wissen wir, wie gut wir sind. Hervorragend auch geeignet zum Vergleich: Gottseidank sind wir besser als Frankreich, aber wir müssen noch besser werden, um auch an Finnland vorbeizuziehen.

Mundus vult decipi – wir lassen uns nur zu gern betrügen, so sagt das Sprichwort, besonders dann, wenn es in unsere Vorurteile passt. Vielleicht sollte man das präzisieren und sagen: Wir lügen uns nur zu gern in die eigene Tasche – und treffen eigentlich auch keine Vorkehrungen dagegen. Die PISA-Studie ist ein gutes Beispiel für diese Schwäche.

In der PISA-Studie werden 15-Jährige in den Bereichen Lesekompetenz und Grundbildung in Mathematik und Naturwissenschaften getestet. Vernachlässigen ...


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