Spiel auf Zeit

Kommentar

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Frau Merkel get out - mit Sprüchen wie diesen wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag in Athen empfangen. Die heimischen Medien echauffierten sich daraufhin über die undankbaren Griechen. Deutschland tue schließlich alles Erdenkliche zu Rettung des Euros. Die letzten Tage gaben den griechischen Protestlern Recht.

Die Kanzlerin und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble blockten mal wieder jegliche Erleichterungen der Sparauflagen für Griechenland ab, obwohl selbst der dafür unverdächtige Internationale Währungsfonds mittlerweile für eine zeitliche Streckung des Programms plädiert. Auch in Sachen Bankenunion macht sich die deutsche Regierung zurzeit nicht gerade beliebt. Während vier Spitzenvertreter der EU gestern ein Papier vorlegten, das die Einrichtung der Bankenaufsicht zu einer »Sache mit Vorrang« machte und der italienische Regierungschef Mario Monti eine rasche Einführung forderte, trat die Kanzlerin auf die Bremse. »Qualität geht vor Schnelligkeit«,sagte sie bereits am Donnerstag dazu. Für sie heißt das, das Thema solange zu zerreden, wie es geht. Mit etwas Glück schafft sie es vielleicht, dass die Bankenunion irgendwann unter die Kategorie »Sinnvolle Reform, aber nicht durchsetzbar« fällt. Auf jeden Fall schindet Merkel damit Zeit im Kampf gegen eine unliebsame Reform.

Wenn sie das nächste Mal in ein Euro-Krisenland fährt, sollte die deutsche Öffentlichkeit also nicht schockiert sein, wenn Merkel nicht gerade herzlich empfangen wird. Denn so was kommt von so was.

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