Die ewige Fremdheit in der Fremde

Sofi Oksanen erzählt vom Zwiespalt, zugleich Estin und Finnin zu sein

  • Uwe Stolzmann
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Sie wirkt recht grell: dunkle Rastalocken, der Lidschatten violett, die Lippen tiefrot. Sie ist ein Paradiesvogel, und sie schreibt aufregend gute Bücher - Sofi Oksanen, geboren 1977 als Tochter einer estnischen Mutter in Finnland.

»Stalins Kühe« nennt sich ihr jüngster Roman. Die Ich-Erzählerin - der Vater ist Finne - heißt Anna, die doppelte Identität wird offenbar zum Problem, und just an dieser Stelle beginnt die Kunst der Autorin. Sie lässt uns einen Konflikt spüren, von dem wir nichts ahnten. Eine Estin in Finnland - was ist so schlimm daran? Nur neunzig Kilometer Ostsee liegen zwischen Tallinn und Helsinki, zwei kleine Völker leben am Meer einander gegenüber, sprechen verwandte Sprache. Schlimm ist, kurz gesagt, die Engstirnigkeit in engen Universen. Schlimm ist das verdrehte Bild, das man sich in der Enge von der Weite macht, das Bild vom Fremden, die Kluft zwischen Bild und Realität.

Anna monologisiert. Über ihre Lie...


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